Mittwoch, 12. Februar 2014

Faly Faly Be! (Glücklich, glücklich sehr!)


Nach meinem letzten, doch eher tristen Post, ist es nun wirklich an der Zeit alle meine Freude und „Seeligkeit“ mit dir zu teilen. Möchte mich aber noch bedanken für die vielen lieben Rückmeldungen, die ich von euch erhalten habe. Ich freue mich, dass ich dir Madagaskar durch meine Berichte etwas näher bringen kann.
Diavolana
Bodo am Blumen giessen
Heute ist Sonntag, ich sitze gerade auf dem Balkon von Clarisse, der Hausbesitzerin, höre Musik (Kevin, du bisch eifach en Held!) um den mir langsam auf den Keks gehende Gesang der Kirche gleich im Haus nebenan zu übertönen. die Sonne scheint, und mein Herz hüpft vor Freude. Ja jetzt, da ich meine Zelte in Tana bald abbrechen werde, fühle ich mich hier wirklich wie zu Hause. Ich bin Menschen begegnet, die ich mag und die mir wichtig sind. Zum Beispiel die Nachbarsfamilie.   Habe sie an der Beerdigung der Grossmutter in meinem Haus kennengelernt. Wir plaudern jeweils über Madagaskar, die Schweiz, das Leben, unsere Ideen und Träume. Eine wunderbare Bekanntschaft. Es gibt also doch auch in der Stadt Tana Menschen, die sich nicht nur für das Geld der Vazahas interessieren. Seit einer Woche habe ich eine Mitbewohnerin aus Lausanne. Sie heisst Melanie und macht, genau wie ich, einen Stage im Zentrum Tanana Mirana. Es ist super am Abend nicht alleine zu essen, den Tag nochmals Revue passieren zu lassen, Gedanken, Erfahrungen und  Ansichten auszutauschen oder einfach zu plaudern (und dazu Rotwein zu trinken ;))
Yvane



Norohashina

Lova Gibt mir Madagassischnachhilfe
Mit den drei Mädchen spiele ich gelegentlich Uno – selbstverständlich mit allen Zusatzregeln ;) – gebe ihnen Englischnachhilfe und wir schauen immer mal wieder einen Film zusammen. Mit der Mutter versuche ich mich täglich auf Madagassisch zu verständigen (eine wunderbare Frau) und mit dem Vater gehe ich hin und wieder mal n Bier trinken. Täglich stattte ich Mdm. Claire am Abend einen Besuch ab in ihrem Laden, wo sie Eier und Tierfutter verkauft.


Auch in der Schule habe ich doch noch das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben. Seit den Weihnachtsferien und wahrscheinlich seit dem Moment, als ich entschieden habe Tana früher als geplant zu verlassen, bin ich viel entspannter, versuche nicht mehr kläglich Freunde zu finden und schaue diesen Ort als meinen Arbeitsplatz (halt ohne eine Cheri, eine Linda oder eine Manu) an. Ich freue mich riesig, dass ich mit den Kindern langsam in der Gebärdensprache kommunizieren und vor allem lachen kann! Die Spezialklasse darf ich eigentlich selbständig leiten und es bereitet mir immer mehr Freude. Die Lehrer trauen mir mittlerweile mehr zu, so dass ich auch mal alleine gehörlose Kinder im Englischunterricht integrieren darf. Am vergangenen Samstag habe ich einen Mathecrashkurs für die Lehrer gehalten. Sie haben sich riesig dafür interessiert, haben alles wissen und verstehen wollen. Was mich am allermeisten gefreut hat ist, dass die Lehrperson aus der öffentlichen Schule auch gekommen ist. Das zeigt doch trotzdem, dass sie etwas verändern möchte an ihrem Unterricht. (Was aber schwierig ist, wenn du eine Schulleitung hast, die immer nur nach dem madagassischen Programm gehen möchte.)
Es war trotzdem ein wunderbarer Nachmittag. Liebe Isa, danke nochmals viel tausend Mal für deine Hilfe!

Auch sonst bin ich zufrieden, aus Gründen, die du, wenn du mich nur ein kleines bisschen kennst, dir nicht vorstellen kannst! Das madagassische *mora mora* (langsam, langsam) hat sich schon voll in mein Herz eingebrannt. Ich geniesse es unendlich, so viel Zeit zu haben. Befürchte schon fast, einmal zurück in der Schweiz wird der Kulturschock viel grösser sein als zum Zeitpunkt als ich hier in Madagaskar ankam. Aber das dauert zum Glück ja doch noch eine Weile. Obwohl, nochmals so viel Zeit und ich sitz euch schonwieder auf der Pelle J

Hier noch einige schöne oder lustige Erlebnisse, welche mir in den vergangenen Monaten wiederfahren sind und bewirken, dass ich so *faly be* bin. J

Taxibrousse
Im Dezember bin  ich mit Linda, meiner madagassichen Freundin, nach Ampefy gefahren. Das sind ca. 3h Taxi Brousse. Ich war froh, dass ich mit ihr zusammen war, die Ankunft an der Taxibroussestation ist die Hölle! Kathrin, Lea, Päde und Bäschamä – ihr könnt euch auf was gefasst machen! Alle ziehen an deinen Kleidern, wollen dich für ihren Bus gewinnen – nicht wirklich toll. Ja, schlussendlich landeten wir also in einem – doch schon ziemlich gefüllten - Taxi Brousse und belegten zu zweit den letzten Platz. Dachten wir! Kurz darauf, wurden nochmals zwei Personen eingeladen. So befand ich mich einem Madagassen gegenüber, so eng umschlungen, als würden wir uns schon ewig und „gut“ kennen. Nun ja, er sah nicht übel aus, machte mir somit nicht wirklich was aus ;) (haha, und um das gleich zu klären: nein, habe niemanden gefunden, den ich nach Hause nehmen möchte!)
Auf dem Rückweg hatten wir etwas bessere Plätze, aber zu Spitzenzeiten waren wir 31! EINUNDREISSIG! Menschen in diesem kleinen Minivan!

Ferien mit meiner lieben Mama und meinem lieben Papa

Ah, wie habe ich mich auf den Dezember gefreut letztes Jahr. Mama und Papa sind am 22. Dezember in Madagaskar angekommen. Gemeinsam sind wir mit einem Fahrer durch einen kleinen Teil Madagaskars gereist. Ich sage euch – und ich habe selber nicht mehr daran geglaubt, dass ich das überhaupt mal noch behaupten würde – Madagaskar ist sooo wunderschön! Während zwei Tagen fuhren wir durch das Hochland. Diese vielen verschiedenen Grüntöne, die Reisfelder, die Hügel, so viel Natur und Landwirtschaft - eine Wonne für Auge und Herz. Was mir auch besonders gut gefallen hat, neben den Gesprächen mit meinen Eltern, war eine zweitätige Pirogenfahrt (Schiff) auf dem Pangalankanal, welcher der Ostküste entlang fliesst. Wunderschön!



Schoggibruun halt! <3

Gänds zue!!!


Natürlich hatten wir viele Begegnungen und ich schildere euch gerne ein, zwei davon.

Im September war ich bereits einmal in Andovorantro (ein kleines Dorf an der Ostküste, welches nur sehr schwer zu erreichen ist). Dort gibt es ein kleines Hotel, mit äusserst lieben Menschen. Beim letzten Mal haben wir Fotos gemacht, welche ich dieses Mal verteilen durfte (Danke Ellen!). Es ging nicht lange, da sprach sich im Dorf herum, dass ein Vazaha (Fremder), der ein wenig madagassisch spricht, Fotos verteilt. Die Menschen waren sehr hilfsbereit und schickten uns von Haus zu Haus um die abgebildeten Menschen zu finden. Überall sammelten sich sogleich Menschen an und die Fotos wurden weitergereicht. *Es riise Gaudi* Irgendwann landete ich bei einer Frau, dessen Schwester abgelichtet war. Sie war gerade dabei, ihrer Tochter kleine Zöpfe zu flechten. Ich stand noch eine weile daneben, schaute zu und fragte, ob ich das auch bekommen könnte. Sie willigte sofort ein und meinte, ich solle am Nachmittag wieder vorbei kommen.

Also ging ich um zwei Uhr nochmals ins Dorf. Wir setzten uns unter einen Baum auf den Boden und während der nächsten Stunde flechtete sie mir die Haare und wir versuchten uns irgendwie zu verständigen. Es dauerte nicht lange, da waren auch schon die ersten Kinder aufgetaucht um zuzuschauen. Die Frauen, die vorbeikamen hielten auch an um zu plaudern. Es war wunderbar. So schön, dass es doch noch solche liebenswürdige Menschen gibt in Madagaskar, die nicht nur auf das Geld der Vazahas aus sind, sondern sich genau so über eine Begegnung freuen, wie wir das machen.

Wochenendeausflug
Im Januar  verbrachte ich ein Wochenende in Andasibe. Werde dort auch noch einige Wochen im Mai arbeiten können. Irgendwo in der Pampa, wo es wirklich nichts gibt. Weder Strom noch fliessend Wasser. Freue mich riesig auf diese Erfahrung.  Habe dort Kera kennengelernt. Sie ist Deutsche, und macht eine Käferstudie (ich interessiere mich nun für Käfer! ;) ). War super spannend mit ihr und einem Guide durch den Dschungel zu kommen. Am Abend landeten wir in sowas wie Ausgang. Das erste mal seit ich hier bin. Haha, die Madagassen sind einen Kopf kleiner als wir Europäer und wenn wir zusammen tanzen - ob Frauen oder Männer miteinander spielt hier keine Rolle – haben sie den Kopf immer auf unserer  Brusthöhe. Neben ihnen sehen wir auch aus wie Bauarbeiter (gäll Jana ;))
Als ich am nächsten Tag zurück wollte, fuhr kein Taxibrousse, also fragten wir kurzerhand in einem kleinen Laden nach, ob sie nicht für ein bisschen Geld in die nächste Stadt fahren würden. Hihi, somit begann für mich eine rasante Töfflifahrt – ein super Erlebnis.

Coiffeur

Meine neue Bekannte, Madame Claire ist Coiffeuse und sie hat schon lange gequängelt, sie müsse mir dringend die Haare schneiden. Sie hatte auch recht, wenn sei meinte, sie wären schon ganz kaputt. Zuversichtlich wie ich bin, willigte ich ein und fragte, ob sie mir auch gleich Mash machen könne. Natürlich, wann ich denn die Farbe kaufen würde? – haha, hier bringt der Kunde die Farbe selber mit. Also befand ich mich irgendwann mit einer Packung Bleichungsmittel bei ihr im Coiffeursalon. Sie legte sogleich loos und oh meine Güte! War ich froh, war es schlussendlich nicht die gleiche Farbe, wie auf der Packung abgebildet. Ich hätte ausgeschaut wie Calmy Rey. Und den Haarschnitt, ja den hätte ich selber wohl auch noch hinbekommen. Sie hingegen war entzückt von meiner neuen Frisur J

Weihnachten zum 100tsten und das im Februar

Diese Woche haben wir tatsächlich nochmals Weihnachten gefeiert! Jedes Kind musste ein Geschenk mitbringen, schön eingepackt, wenn kein Geschenkpapier vorhanden ist, dann nimmst du Zeitung. Anschliessend werden Namen gezogen, Geschenke ausgetauscht und Küsse verteilt. Haha, es war zu komisch und mein Geschenk ist das Beste!! J

Und dann gibt es da noch die vielen kleinen Dinge, welche mich stolz und daher glücklich machen:
Habe das Gefühl, das Land langsam verstanden zu haben. Ich freue mich riesig, wenn ich mittlerweile nicht nur einen schönen Tag wünschen sondern auch noch über das Wetter plaudern kann. J Oder auch Dinge wie das Einkaufen haben sich verändert. Unterdessen finde ich das Handeln eigentlich noch lustig. Natürlich beginnen sie immer noch mit immensen Preisen, dank meinem kleinen madagassischen Wortschatz (muss zugeben, habe das lernen etwas vernachlässigt) kommen sie schon mal ein bisschen runter. Ja, und dann tue ich einfach so, als wüsste ich bestens bescheid und so finden wir uns ziemlich schnell wieder im Bereich der Madagassen. Schlussendlich lachen sie und meinen: ah, du verstehst Madagaskar. Ja und weil mir diese Dinge gelingen und weil ich es alleine schaffe, mich hier heimisch zu fühlen bin ich stolz und zuversichtlich und überglücklich. J

Abschied nehmen
Ja, nun kommen einige Veränderungen auf mich zu. Freue mich, dass kommendes Wochenende Päde und Bäschamä hier eintreffen, wir werden gemeinsam eine Reise Richtung Süden machen. Anschliessend packe ich meine Sachen hier in Tana zusammen und mache mich auf den Weg nach Nosy Varika, ein kleines Städtchen an der Ostküste, das zur Zeit nur mit dem Schiff erreichbar ist. Dort werde ich während einem Monat in einem Projekt für arme Mütter und deren Kinder mithelfen. Also ich werde hauptsächlich in der Schule tätig sein. Bin gespannt auf diese neue Herausforderung. Bin aber froh, dass ich mein Zimmer hier in Tana behalten kann und somit immer zurück in mein „ZuHause“ kommen kann.

Ja meine Lieben, ich hoffe, ich konnte euch durch diese Zeilen auch die schönen Seiten Madagaskars näher bringen und euch zeigen wie unglaublich zufrieden ich bin! Dieses Jahr hier ist das grösste Geschenk, das ich mir je hätte machen können.
Ich schicke euch etwas *mora mora*, Sonnenschein und Zufriedenheit.
Alles Liebe, Chrigi

1 Kommentar:

  1. Sory, de mitem layout hani würklich ufge! und d bilder woni dräit han dräits au automatisch zrugg... *hmpf*

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