Montag, 6. Oktober 2014

Enak (Das Essen schmeckt gut)

Leider ist das eines der einzigen Worte, welche ich auf Indonesisch kann, daher blieb mir keine grosse Auswahl für den Titel. Hab mich auch nicht reingehängt, die meisten Menschen hier sprechen ganz gut Englisch, und sonst gibt’s ja noch Hände und Füsse und lustiger weise greife ich für übergangsworte dann auf den madagassischen Wortschatz zurück – ohne das überhaupt zu wollen.
Das Indonesische Essen ist aber tatsächlich fantastisch – ich weiss nicht, wie viele Nasi Gorengs ich schon verdrückt habe – nur, wenn ich es könnte, würde ich diesen Blogeintrag eher was in die Richtung von „Zufrieden“ oder „Ausgeglichen“ oder einfach „Schön“ nennen.

Die Zeit hier in Indonesien tut mir wahnsinnig gut. Ich habe eigentlich kein Spektakuläres „Buling“, von dem ich euch berichten könnte. Ich hatte wieder viel Zeit. Zeit für mich, Zeit um zu sitzen, zu schauen, Zeit eine andere Kultur kennen zu lernen. Ich habe meine Batterien wieder aufladen können.  Und was mich fast am meisten freut ist, dass ich den Kulturschock nach meinem Madagaskarjahr akzeptieren konnte. Das Leben dort ist schon ganz anders. Was ich von Indonesien gesehen habe – und ich muss nochmals erwähnen, es ist nur ein Bruchteil dieses Inselstaates – scheint mir im Vergleich sehr, wie soll ich sagen, „Zivilisierter“? Andere Reisende berichteten mir, sie wären es müde immer verhandeln zu müssen, sie wären es müde immer mit diesen Indonesiern reden zu müssen… Wobei ich für mich dann immer dachte: Waas? Die Menschen sind sooo nett hier! Ich plaudere täglich mit fremden Leuten, posiere auf fremden Fotos – feeel sooo famous :) – und ja, sie ziehen uns über den Tisch, aber auf eine angenehme Art und Weise. Ich fühlte mich nie überrannt oder bedrängt. Wenn ich mich für etwas interessiere, kommen nicht von allen Seiten Menschen angestürmt, die mir das Selbe verkaufen wollen. Nicht einmal in dieser Zeit hat mich jemand nach „Bonbons“, Geld oder sonst irgendwas gefragt. Leute wollten mit mir befreundet sein nur um mit mir zu plaudern, nicht um etwas von mir zu bekommen. Ja, ich glaube, mein Vertrauen in fremde Menschen ist zurückgekehrt. Ich fühlte mich nie unsicher, auch Abends nicht, ich hatte nie das Gefühl jetzt muss ich meine Tasche besonders gut im Auge behalten. So oft habe ich Dinge auf der Strasse oder in kleinen Restuarants betrachtet und mir dabei gedacht: Krass, in Madagaskar wäre das schon längstens geklaut worden. Vielleicht hatte ich ja einfach nur Glück!? Wie so oft in meinem Leben. :)  Trotzdem, meinen „Kulturschock“ zu akzeptieren, das habe ich mir eigentlich gewünscht. Ich habe mir erhofft, dass ich eine Bestätigung dafür finde, dass das Leben auf Madagaskar wirklich nicht einfach ist und es daher ok ist, wenn ich auf eine Art und Weise am Ende bin.
Aber genug der emotionalen Gedanken – ich schreibe lieber noch ein bisschen „Buling“ – einige Geschichten, die ich hier erlebt hatte.

Busfahrt nach Malang
Wie ich im letzten Bericht erwähnt hatte, würde ich die Reise mit dem Bus antreten. Es hat auch geklappt -irgendwie. Dreimal hiess es, ja der Bus fährt bis zu deinem Ziel. Dreimal musste ich umsteigen. Dreimal musste ich das Ticket wieder neu bis Malang bezahlen ;) Beim dritten Mal hat‘s sogar mehr gekostet als beim Zweiten! Verhandeln liessen sie nur ganz wenig mit sich. Andauernd stiegen Leute ein mit „Korbkiosken“ oder mit Gitarren, sangen Lieder – oft Ohrenbetäubend – sammelten Geld ein und stiegen wieder aus. In Malang wollte ich mit dem Bus zu der Familie von meiner Tante. Wie immer plauderte ich mit den Einheimischen, woher kommst du, was machst du hier etc. Der nette Mann meinte, er müsse in die gleiche Richtung, er zeige mir den zweiten Bus, er beharrte sogar darauf, mein Ticket bezahlen zu dürfen! Kannst du das glauben? Mir fiel es echt schwer! Ja jedenfalls stieg der nette Herr aber vor mir aus, erklärte mir aber nicht, wo ich aussteigen solle. Ich zeigte meinem Sitznachbarn den Zettel mit der Adresse, worauf mir der alte Mann einmal laut vorlas, was darauf stand - worum ich ihm natürlich sehr dankbar war ;) – dann reichte ich es meiner anderen Sitznachbarin, die mir den Zettel aus der Hand nahm und eine riesige Diskussion startete mit allen Mitfahrenden und schlussendlich auch mit dem Chauffeur. Schliesslich waren sich alle einig, dass mein Ziel schon vorbei wäre, also drehte der ganze Bus – mit allen ALLEN Mitfahrenden – fuhr zweihundert Meter zurück und liess mich da aussteigen. Sooo gut! Das sollte uns in Winterthur ja auch mal passieren! :)

Bei Ely, der Schwester meiner Tante, wurde ich vielleicht gemästet! Oh mein Gott! Jeden Tag mindestens vier Mahlzeiten. Entweder selber gekocht oder von den fahrenden Restaurants gekauft. Alles ordentlich frittiert – puuuh… Aber gut! Ja sehr gut halt! Ely selber spricht kein Englisch und trotzdem fanden wir einen Weg miteinander zu kommunizieren. Die Tochter Riris, die noch studiert, hat oft übersetzt. Sie hat mich überall mitgenommen, zur Chorprobe, welche in einem Foyer der Universität stattfindet, Ausflüge, zum Airobic am Sonntagmorgen mitten in der Stadt! Haha, das war super! Die sperren morgens um fünf Uhr eine Strasse, wo du dann ganz viele Menschen joggen oder Velofahren siehst. In der Mitte gibt’s eine kleine Bühne, wo jeweils zwei bis drei Menschen Aerobic oder sonst was vorzeigen und alle alle alle Menschen auf dem Platz – kunterbunt zusammengemischt – machen mit. Egal ob Mann oder Frau, ob dick oder dünn, ob mit oder ohne Kopftuch. Ein Gefühl von Gemeinschaft! Etwas Wunderschönes! Auf Indonesisch gibt es ein Sprichwort: „Bhineka tunggal Ika“, was so viel heisst wie, wir sind alle unterschiedlich aber gehören zusammen. Und ich hatte das Gefühl, sie sagen das nicht nur, sondern sie leben es tatsächlich. Besonders im Hinblick auf die Religionen. Ich konnte ganz ganz viel von Riris und ihrer Haltung lernen.

Später reiste ich mit dem Zug, der so arg klimatisiert war, dass es sich anfühlte, als würdest du dich in einen Kühlschrank setzen, nach Jogjakarta um so richtig den Touristen rauszuhängen. Ich habe alle berühmten Sehenswürdigkeiten besichtigt, wie der bekannte buddhistische Tempel Borobudur, habe einen Batikmalkurs besucht und in einer üblen aber billigen Absteige gewohnt. Zurück nach Bali bin ich dann geflogen, wo ich ein Surfcamp aufsuchte. Surfen ist super! War ganz glücklich und mein Körper nach und nach ein grösseres Frack! Nach einer Woche ging ich zurück zu Martin nach Ubud, wir wollten, wie schon mal auf den Gunung Agung steigen. Diesmal hat‘s auch geklappt! Die Wanderung begann um zwölf Uhr in der Nacht beim Besakihtempel mit einem unnötigen aber unvermeidbaren Guide, den wir ziemlich schnell abgehängt hatten, weil er null Kondition hatte. Die Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt, der Sonnenaufgang war wirklich schön! Sehr romanisch ;) Heute schmerzt mich der ganze Körper, kommt vielleicht auch von den vielen Stürzen – der Abstieg war die Hölle. Auf dem Kies und dem Geröll bin ich andauernd ausgeschlipft. War echt froh um jede Wurzel oder Liane, woran ich mich entweder hochziehen oder runterseilen konnte.

Morgen gehe ich nochmals für ein paar Tage in den Süden um zu SURFEN J Und dann komm ich ja schon wieder nach Hause. Einmal für längere Zeit – habe ich mindestens jetzt gerade so geplant. Freue mich auf dich und das Leben in der Schweiz auch.
Ich schicke dir ein bisschen Wärme und Sonnenschein.
Alles Liebe
Chrigi

p.s. sory nachdem ich nun eine Stunde lang versucht habe Fotos hochzuladen gebe ich auf - schliesslich will ich jetzt surfen gehen! Vielleicht beim nächsten mal wieder...  


Montag, 15. September 2014

Selamat Pagi (Indonesisch guten Morgen - genau so ausgesprochen wie geschrieben)

(warum wird eigentlich nicht auf der ganzen Welt die gleiche Sprache gesprochen? Wenigstens bei all dem vielen verschiedenen „Chuderwälsch“ hätten sie sich doch einigen können

Staunen, Denken, Geniessen 


Ich bin nun seit einer Woche in Indonesien. Habe wie immer GEstaunt, GEgessen, GEschlafen, GElebt und diesmal auch ganz viele GEdanken verstanden. Es ist so spannend ein Land zu entdecken und es mit einem anderen als nur der Schweiz vergleichen zu können. Erst hier wird mir so vieles bewusst. Erst hier kann ich einige Dinge, die mich seit Madagaskar immer noch beschäftigen,  akzeptieren wie sie sind und erst hier gelingt es mir abzuschliessen  - zumindest teilweise.

Am ersten Tag in Ubud – ein kleines, sehr hübsches, aber durch und durch touristisches Städtchen auf der Insel Bali -  führte mich mein Cousin Martin durch die Gegend. (Wir sind mit dem Töffli unterwegs – heute, eine Woche später – überhole ich auch links und rechts und quetsch mich überall rein, wie das alle Indonesier machen – mai, das ist eine Freude!) Irgendwann wollten wir einen anscheinend sehr bekannten Weg durch die Reisfelder abschreiten. (Wunderschön diese Reisfelder hier! Wirklich unglaublich! Urs, ich weiss jetzt, was du gemeint hast!) Wir standen also etwas verloren an einer Kreuzung und wussten nicht wo es nun durchgehen sollte. Da kam eine Indonesierin und winkte mit der Hand in eine Richtung. Martin bedankte sich und ging los. Ich starrte die Frau an. „Martin, die Frau hat uns gerade geholfen ohne dass wir danach gefragt haben!“ Martin: „Ja, die Menschen hier auf Bali sind sooo lieb!“ – „Martin, die Frau wollte kein Geschenk haben dafür!!!“ ... und für mich dachte ich, dass es das noch gibt?
Am nächsten Tag war ich alleine unterwegs – wieder schlich ich durch Reisfelder. Ein alter Mann hielt an, fragte mich woher ich komme. Meine Haltung: Eher zurückgezogen. Was will der nun schon wieder von mir? Wie komme ich am schnellsten weiter? Nach ein, zwei weiteren Fragen reichte er mir die Hand, strahlte mich an, sagte: „Thank you!“ Und ging. Danke? Wofür denn? Dass ich mit dir geredet habe? Ich weiss, das sind „Alltagsgeschichten“  - sogar ganz normale – wie sie auch bei uns in der Schweiz vorkommen. Aber mir lassen sie das Herz höher schlagen. Der absolute Hammer war dann folgendes: Ich begleitete Martin ins Fitness – haha, ich lache selber – zumba, fitness, was kommt wohl als nächstes? twerking? (Never ever!) – anschliessend gingen wir mit seinen Freunden was essen. Wir probierten die verschiedenen Snacks aus. „Mmmh, sooo feine „Nüssli“ – die muss ich dann unbedingt nach Hause mitbringen.“ Zwei Tage später, gerade als ich von einem Zweitagesausflug ans Meer (nicht so schön) zurück kam, lag auf meinem Bett genau ein solches Pack. Anna hat es mir geschenkt und Martin mitgeben lassen. Einfach so! EINFACH SO! Soo schön!

Menschen mit viel Herz

Ja ich glaube, diese drei Begegnungen haben mich am meisten geprägt. Hoffentlich verändert Indonesien meine reflexartige abgeneigte Haltung wieder. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich hier in Ubud und unter Martins und Martinsfreundens Fittiche sehr in einer heilen Welt unterwegs bin. Trotzdem wäre es schön, das spontane Vertrauen in Menschen anderer Kulturen wieder zurück zu bekommen.
In Bali ist es anscheinend verboten zu betteln. Sie wollen nicht, dass die Touristen das mitbekommen, sie wissen, wie fest sie vom Tourismus abhängig sind. Krass, dass ganz wenige diese Sichtweise in Madagaskar vertreten. Woher kommt das wohl, dass einige das verstehen und andere nicht? Preisdiskussionen gibt es hier aber genau so – besonders für Touriakram. Nur bin ich hier nicht so empfindlich. Wahrscheinlich, weil ich es (noch) nicht persönlich nehme. Ohne Sprache macht verhandeln auch nur halb so viel Spass… Aber versuchen werde ich es trotzdem weiterhin.

Das letzte Wochenende wollten Martin und ich eigentlich auf den Gunung Agung steigen. Mit Glück im Unglück mussten wir das leider lassen, weil unser Hostel – das am nächsten vom Berg entfernt liegen sollte – das tatsächlich tat, nur leider auf der falschen Seite ;) Dafür genossen wir einen Tag mitten im Paradies! Von unserem Balkon sahen wir über ein riesiges Reisfeld. Sooo wunderschön! Während einem Spaziergang verirrten wir uns tatsächlich auf den Feldern und fanden aber dank Robin, dem Hund vom Hostel den Nachhauseweg wieder. Den Gunung Agung nehmen wir aber schon noch in Angriff. Vielleicht wenn ich von Java zurück bin. Morgen ziehe ich nämlich los. Ich weiss zwar noch nicht, ob es klappen wird. Habe mir mal einen Töfflitransport bis zur Bushaltestelle organisiert und hoffe, dass ich morgen irgendwie ein Ticket für die zwölfstündige Fahrt bekommen kann. (Haha, alle denken, ich wäre verrückt! Ich solle doch fliegen! Aber mit der Tatsache, dass jeder seinen eigenen Sitz bekommt – also pro Sitz eine Person! Das würde dann heisen: Auf einer Bankreihe von drei Sitzen würden nur drei Menschen sitzen! ;) -  und der Bus wäre sogar klimatisiert!  – Ja, da schreckt mich jetzt eigentlich nichts mehr ab.) In Java werde ich die Schwester von Utami, meiner Tante besuchen und das Land vor Ort erkunden. Es soll wunderschön sein. Später möchte ich eigentlich mit dem Zug nach Yogjakarta weiter. Aber wer weiss, was mir da noch alles in die Quere kommt. Bis jetzt habe ich meine Reisepläne schon ca. zehn Mal wieder über den Haufen geworfen. Das schöne ist ja, eigentlich spielt es keine Rolle, was man tut, es ist bestimmt spannend und lehrreich. Da könnte man sich gut auch ein Jahr niederlassen!  

Paradise on Earth 


***R1en ist wunderbar!***

Euch schicke ich ganz sonnige Grüsse – ich denke fest an euch!
Chrigi


Sonntag, 7. September 2014

Grüezi (schweizerdütsch und heisst so viel wie manaone oder salama tsara)

Man denkt ja, mit der Ankunft am Flughafen in der Schweiz endet eine Reise. Ich frage mich aber: Beginnt sie da nicht erst?! Den vergangenen Monat habe ich in einem Binnenland namens Schweiz verbracht. Es ist unglaublich sauber, Menschen sind so freundlich, es kommt IMMER warmes Wasser aus der Dusche! Die Kleider sind UND BLEIBEN weiss! Es gibt viel frische Milch und Badewannen gibt es! Badewannen, auf welche ich mich nun ein Jahr gefreut habe - sie aber bis jetzt noch nicht genutzt habe. In diesem Land ist es Abends soo lange hell. Und das Beste: Auch wenn es dunkel ist, darfst du dich auf der Gasse aufhalten. Du kannst durch die Strassen laufen und KEINER zeigt mit dem Finger auf dich und schreit dir „Vazahaaaa“ hinterher. Das Essen ist sooo vielfältig. Und wenn du in den Coop oder sonst einen Laden gehst sind alle Gestelle über und über gefüllt – für ein und dasselbe Produkt gibt es unzählig viel Auswahl – die Frau (oder der Mann) an der Kasse lassen den Preis nicht mit sich diskutieren – obwohl es saftige Preise wären. Umgerechnet in Ariaris – puuuh, ich hätte wohl einige Millionen durchgelassen. Die ersten beiden Wochen hatte ich einen Dauermuskelkater vom Sport, den ich endlich wieder aufnehmen konnte – dabei aber mächtig einschauen musste – tja... damit muss ich wohl leben. Ich habe Menschen getroffen – vielleicht auch dich – und mich riesig über die Begegnung gefreut! In den vergangen vier Wochen kam ich in den Genuss von so vielen lieben Worten, kleinen Gesten, Nachrichten oder Telefonate, es war wunderschön und ich danke dir von herzen dafür! Doch, ich kann tatsächlich behaupten: Home sweet home! & zu Haus ist es doch am Schönsten! Vieles hat mir gefehlt, am allermeisten meine Familie und meine Freunde! Aber um das zu erkennen, war es nötig, dass ich ein Jahr lang weg war.

Aber trotzdem fällt es mir schwer, wieder Fuss zu fassen. Täglich werde ich gefragt: Und? Bist du schon angekommen? Und immer antworte ich mit: Jaja, es kommt langsam. Vor einem halben Jahr hätte ich behauptet, einen Kulturschock gibt es doch nicht, das wäre Einbildung und weil ich mit Kathrin unterwegs war die letzten drei Monate, hätte ich auch schon vieles verdaut, doch da hatte ich mich mächtig getäuscht. Die Ankunft war wunderschön! Einige Menschen am Flughafen und dann zu Hause bei meinen Eltern klingelte es den ganzen Nachmittag / Abend wieder an der Türe und Leute schauten vorbei um uns zu begrüssen. Vielen lieben Dank dafür! Alle Sorgen bezüglich nach Hause kommen waren verschwunden. Die erste Fahrt durch die Gegend und der Besuch in der Stadt Winterthur waren extrem eindrücklich. Meine Güte, hat sich da viel verändert und doch ist so vieles ähnlich. Ich habe einmal mehr unglaublich fest gestaunt über alles und nichts – über Dinge, die ich schon lange kenne und eigentlich ganz „normal“ sind. In der Stadt habe ich – nein, das mach ich eigentilch immer noch – die Menschen angestarrt! Haha, ich kanns mir auch nicht erklären. Ich glotze sie einfach an. Menschen, die wegen irgendwas Kleinem ausrufen, noch viel mehr! Zu Beginn – ja und auch jetzt noch manchmal – stehe ich ziemlich neben den Schuhen. Am allermeisten dann, wenn viele Menschen auf einem Haufen sind, oder wenn Druck auf mir lastet. Haha, zum Beispiel am 1. August! Habe mit einer Freundin geplaudert und am nächsten Tag wusste ich nicht mehr, ob sie mich für nächste Woche zum Mittagessen eingeladen, oder ob ich mir das tatsächlich eingebildet hätte ;) Oder in jedem Gespräch – hauptsächlich dann, wenn ich von Madagaskar erzähle, verliere ich irgendwann den Faden. Aber so richtig – so, dass ich nichtmehr weiss, wovon wir überhaupt geredet haben – unangenehmes Gefühl und Peinlich. How oder wenn Menschen was erzählen – manchmal sogar, wenn ich nach etwas gefragt habe - schweife ich ab – weit weit weg und vergesse dabei tatsächlich zuzuhören. Haha, also, wenn ich dich zweimal das Selbe gefragt habe in den vergangenen Wochen, weisst du nun warum. Oft sitze ich irgendwo am Tisch und bin still, staune tatsächlich immer noch über so viele Dinge. Meine Freunde sagen immer: „Chrigi, was ist los? Warum schaust du so?“ – dabei bin ich doch einfach so für mich zufrieden. ;) oder damit beschäftigt Dinge zu verarbeiten. Ja, das „verarbeiten“ ist so ne Sache. Sollte das nun nicht langsam aufhören? Bin doch nun wirklich schon lange hier. Wann wird denn alles wieder „normal“ ? Es gibt so viele Situationen, da könnte ich einfach losheulen – ohne Grund. Zum Beispiel, wenn jemand was schönes erzählt, oder wenn ich etwas nicht mehr kann oder wenn jemand schimpft... Ja, ich merke, irgendwie ist alles, was ich gesehen habe, immer noch so relevant. Ich kenne „nur“ Madagaskar – ich brauche einen Vergleich! Deswegen habe ich meine Sachen gepackt (haha, viel weniger „Gschmois“ als ich gestern an den Wettkampf mitgeschleppt habe) und fahre heute an den Flughafen und steige dort in die Maschine Richtung Indonesien – dort werde ich meinen Cousin besuchen – Martin, ich freu mich auf dich  - Ferien machen, durchatmen und dann dieses Land bereisen. Dinge sehen, Dinge erleben und Madagaskar verarbeiten. Vielleicht hilft es ja ;)

Was ich aus Madagaskar vermissen könnte, habe ich eingepackt: 7kg Reis, 2kg Bohnen, 1,5kg Vanille, Kochutensilien und sonstige Souvenirs... Mit einigen Madagassen pflege ich Kontakt via facebook – mit anderen ist das leider nicht möglich...  Wenn mich Menschen fragen, ob ich gleich wieder zurück gehen möchte, muss ich das immer verneinen. Nein, ich könnte es nicht. Im Moment, wo ich in Madagaskar lebte, war vieles wunderbar, vieles so eindrücklich und nie hätte ich meine Koffern packen und abbrechen wollen. Nun, wenn ich zurück blicke, muss ich sagen, ich bin kaputt. Es ist traurig, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich nicht wirklich viele richtig gute Freunde gefunden habe, es ist traurig zu erkennen, dass ich nicht mehr zurück gehen möchte – mindestens im Moment nicht – ist das in deinen Augen ein schlechtes Zeichen? Heisst das, es hat mir nicht gefallen? Wenn mich Leute danach fragen, finde ich die Worte selten für die vielen Emotionen, die da mitspielen. Das Leben in Madagaskar war sooo bereichernd! Keine Sekunde möchte ich missen! Und trotzdem möchte ich es nicht nochmals machen? Ich bin unendlich stolz darauf, dass ich das geschafft habe. Ich habe soo viel gelernt über eine fremde Kultur und auch über mich selber. Vielleicht muss ich darauf gar keine Antwort finden – bin gespannt, wie ich in zehn Jahren darüber reden werde...

Ja, meine Lieben, es ist Zeit – in einer Stunde muss ich auf den Flughafen. Ich weiss noch nicht, ob ich in Indonesien die Möglichkeit habe, mal nen Blog zu posten – wenn ja und wenn ich was spannendes zu erzählen habe – werde ich das natürlich tun. Ich freue mich, dich im Oktober wieder zu sehen. (Ich werde dann einen Zehnwochenkurs an der Bäuerinnenschule besuchen ;) )
Alles Liebe

Chrigi ;)

Dienstag, 29. Juli 2014

Efa hoande mody (Schon nach Hause gehen)

Heute werden wir also ins Flugzeug steigen und nach Hause fliegen. Somit werden wir unseren Blog mit diesem Bericht schliessen. Wir haben drei wunderbare Monate erlebt. Haben so viel gesehen – und du glaubst uns das nun vielleicht nicht – aber wir könnten ohne weiteres nochmals so lange unterwegs sein und hätten immer noch nicht jeden Ort besucht. Wir schildern dir hier unsere letzten Gedanken, ehe wir dir live davon erzählen können.

Lügen oder Sagen wir ihnen einfach, was sie hören wollen
Etwas was wir nicht verstehen ist, warum die Madagassen so oft nicht die Wahrheit sagen. Am nervigsten ist es beim Reisen mit dem Taxibrousse. Da sagen sie dir einfach irgend eine Zeit, wann sie am nächsten Tag losfahren würden. Wir waren dann natürlich die einzigen auf dem Platz, die um diese Uhrzeit schon warteten, alle anderen tauchten drei Stunden später auf. Warum nennen sie uns denn nicht die richtige Abfahrtszeit? Es würde uns ja nichts ausmachen am Morgen noch etwas länger zu schlafen... Interessant ist, dass sie nachher nichts dergleichen tun, sie können dir gut über zwei Stunden sagen, jaja, jetzt gehen wir dann gleich, wir warten nur noch kurz auf das Auto, den Chauffeur, müssen noch Gepäck  aufladen,... Nun, den mit dem ein bisschen „höcklen“ und „schauen“ haben wir mittlerweile und gegen Ende haben wir gar nicht mehr erst nachgefragt sondern sind einfach zur Station gegangen, alsbald wir fertig gepackt hatten am Morgen. Es herrscht hier eine riesen Konkurrenz um die Fahrgäste. Wenn man an eine Taxibroussestation kommt, wird man sofort von jensten verschiedenen Anbietern belagert und zugetextet. Wenn man dann mit jemandem verhandelt und der mekrt, dass wir lieber früher gehen würden als er eigentlich geht, ist es wohl einfacher für ihn, er sagt einfach jaja, wir gehen dann, um sicher keine Kundschaft zu verlieren. Wenn wir hier von lügen schreiben, dann tönt das – zumindest für unsere Ohren – sehr krass, hinterlistig und geplant, und wir glauben eigentlich nicht, dass es das ist, was sie machen, sondern eher ganz nach dem Motto leben, sagen wir ihnen doch einfach, was sie hören wollen, wenn sie das glücklicher macht.


"Jaja, mer gönd grad! Mues nur no gschnäll go Zigerette poste"



Erstens kommt es anders...
Im letzten Blogeintrag haben wir dir von der Busfahrt an die Ostküste erzählt. Damals dachten wir ja, das wäre übel, aber was wir vor einigen Wochen erlebt hatten, hat die Sache noch getoppt. Aber beginnen wir von vorne. Nachdem wir eine Woche lang durch die Masoala gewandert waren, knietief im Schlamm standen und Flüsse durchquerten wo das Wasser bis zur Brust reichte, es fast jeden Tag regnete, wir üble Blatern an den Füssen davontrugen, kamen wir ziemlich erschöpft aber durch und durch zufrieden in Maroantsetra an. Zufrieden, weil wir eine wunderbare Landschaft gesehen, den Dschungel hautnahe erlebt, wunderbare Gespräche (auf Madagassisch) mit unserer Crew geführt, gutes Essen bekommen und überhaupt einfach die unendliche Natur genossen hatten. In Maroantsetra sind wir dann aber stecken geblieben. Eigentlich wollten wir das Schiff nehmen, das auf Grund des schlechten Meers aber nicht fuhr. Mit dem Flugzeug würden wir auch nicht wegkommen, weil es bis Mitte August ausgebucht wäre. Taxibrousses gibt es zwar, es war aber nur noch auf der Ladefläche Platz, und für eine Fahrt, von der gesagt wird, sie sei noch schlimmer, als die, die wir schon gemacht haben und daure drei bis fünf Tage, im schlimmsten Falle sogar mehr, wollten wir nicht fahren. Was machen wir jetzt? Zum Glück trafen wir zwei weitere Paare, die in der selben Klemme sassen und wir mieteten uns ein Auto um die 240km zurück zu legen. Easy, bei uns wären das zwei Stunden Autobahn, oder? Nun ja, wir brauchten dafür tatsächlich drei Tage. Wir fuhren durch Flüsse, sassen auf Bambusfähren und überquerten Brücken, die mit einem zusätzlichen Brett belegt werden musste, damit wir nicht einstürzten. Es war ein riesen Abenteuer und mit unseren neuen Freunden auch ein tolles Erlebnis. Danke Simi & Tanja – so schön, haben wir euch kennengelernt. Thank you Jess and Pess – you’re amazing!


Suvakonform

"was a good smile"



... zweitens als man denkt...
Nach unserer dreitägigen Holperfahrt und einer zweistündigen Überfahrt mit dem Schiff, wo wir Wale springen sahen! – kamen wir auf der Insel St. Marie an. Dort machten wir vier Tage Ferien. Als wir am Freitagmorgen am Hafen standen um unsere Rückreise nach Tana anzutreten, verkündete ein Madagasse mit einer durch und durch fröhlichen Stimme, dass die Schiffe nicht fahren würden, das Meer wäre zu gefährlich. Am nächsten Tag würde bestimmt auch noch keines gehen und ob am Sonntag, ja, das wisse man halt noch nicht so genau. Oje, was machen wir nun? Am Mittwoch geht unser Flieger zurück, was, wenn es bis dann gar kein Schiff hat? Zum Glück half uns PRIORI (Schleichwerbung ;) – haben sie aber verdient!) einen Flug zu organisieren für den Sonntag. Somit konnten wir zwei weitere superschöne – ja fast die schönsten – abgesehen vom Wetter – Ferientage geniessen.


sälber gfischet! (En Baracoda!) und s beste Ässe kochet! 

Jeeeiiii... mer chömed vo de Insle abe! - au ohni Hightechflugticket ;) 


... und schlussendlich sind wir soo dankbar für alles!
Kathrin hat sich dummerweise eine Hornhautentzündung zugezogen und wir waren so froh, dass wir nicht noch Stunden im Taxibrousse verbringen mussten, ehe wir einen zuverlässigen Spital aufsuchen konnten. Glück im Unglück quasi. In Tana konnten wir uns vom Flughafen aus direkt ins Spital chauffieren lassen, wo Kathrin von einem Spezialisten behandelt wurde. Wir übernachteten sogar dort – somit kann uns also keiner mehr vorwerfen, wir hätten irgend eine Wichtigkeit ausgelassen in Madagaskar!

So blicken wir nun - die eine mit zwei, die andere halt nur mit einem Auge – auf drei wunderbar Monate zurück, danke dass ihr uns auf unserer Reise ein wenig begleitet habt.


En Vazaha im Spital! Attraktion des Tages! 



Chrigi bald zu Hause.blogspot.ch
Ja, nun heisst es Abschiednehmen. Nach einem ganzen Jahr wieder nach Hause zurückkehren. Es ist ein seltsames Gefühl. Was erwartet mich da? Finde ich meinen Platz wieder? Ich gebe zu, ich bin ein bisschen nervös. Aber es soll nicht anders sein. Lange habe ich behauptet, ich hätte keine Freunde gefunden in Madagaskar, aber in den vergangenen zwei Tagen in Tana habe ich alle meine Bekannten nochmals getroffen, mich in der Schule verabschiedet und bin dabei nur auf fröhliche, liebenswerte Menschen gestossen. So schön, dass ich so zufrieden abschliessen, und mit einem sonnigen Blick – sogar auf die Stadt Tana – dieses Land verlassen darf. Es war, wie ich schon öfters geschrieben habe, eine wunderbare Erfahrung und eine unendliche Bereicherung! Ich bin so stolz, dass ich die ersten neun Monate alleine geschafft habe und ich bin so dankbar für die beste Reisebegleitung, die ich mir hätte wünschen können für die letzten drei Monate meiner Madagaskarzeit. Danke Kathrin und danke Lea, dass ihr mir Madagaskar auch mit euren Augen gezeigt habt. Danke, dass ihr eure Gedanken mit mir geteilt habt! Ihr beide seid wunderbar und habt mein Madagaskarjahr zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Danke sage ich auch dir (zu Hause) nochmals! Danke, dass du meinen Blog gelesen hast, danke dass du mit mir fröhlich und traurig warst. Danke, dass du mich nicht vergessen hast. Danke, dass du dich freust, wenn ich wieder nach Hause komme. 

Alles packe und bi jedem Bild a die schöne Stunde und die liebe Mänschä dänkä... 

Dienstag, 8. Juli 2014

Mbola Tsara (Immer noch gut oder Begrüssung im Norden)

Meine Güte, wie die Zeit rennt, was haben wir in den vergangenen Wochen wieder erlebt, gesehen, gelacht, bedauert und gestaunt. Und dennoch fällt es uns schwer auszuwählen, was wir dieses Mal erzählen sollen, es waren so viele kleine Momente und Situationen, nichts Bahnbrechendes halt. Hier darum eine Auswahl an Kleinigkeiten.

ABSTRACT:
Die Crew:         Kathrin & Chrigi
Die Route:        1. Etappe: Tana – Andasibe – Tana
                          2. Etappe: Tana – Majunga – Antsiranana (Norden)
                          3. Etappe: Antsiranana Ambilobe – Sambava (Nordosten)
Zeitdauer:        1½  Monate
Stimmung:       positiv

Häkelunterricht
Nachdem wir das Dorf Maromatsinjo in der Pampa besuchten, in dem Chrigi zuletzt einen Monat gelebt hatte, gingen wir nach Moramanga. Eine Freundin von Chrigi aus Maromatsinjo hatte sie gefragt, ob sie nich in ihrer Haushaltsschule vorbei kommen könnte um ihrer Klasse das Häkeln zu lernen. Unsere Mama war so lieb und hatte Kathrin haufenweise Restwolle und ca 25 Häggli mitgegeben. Wir verbrachten einen Morgen in der Schule und staunten wie viel Ausdauer die Madagassen an den Tag legen. Auch wenn sie nicht vorwärts kommen, sie probieren und probieren und maulen nicht einmal, sie wären müde oder so ähnlich. Am Mittag bekamen wir von ihnen ein besticktes Taschentuch und von jeder der Schülerinnen und den Lehrerinnen drei Küsse! Haha, zum Glück müssen wir uns in der Schule nie so von unseren Schülern verabschieden!

Freundlichkeit
Wir haben bereits geschrieben, dass uns häufig nachgerufen wird, wir sollen Bonbons etc verteilen. Wir sind etwas zurückhaltend, wenn Leute uns anbieten, etwas für uns zu tun, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass nachher immer eine Gegenleistung gefordert wird. Ein Tag in Ankarana war für uns darum umso schöner. Erst hat uns im Taxibrousse unsere Banknachbarin ein Mandarindli angeboten. Zu Fuss unterwegs ins nächste Dorf haben wir ein Blätterpäckli gekauft, weil wir gemeint haben, es sei ein Bananen-Reis-Mus darin. Als wir es öffneten, waren zu unserer Überraschung nur Blätter drin. Die Verkäuferin hat uns erklärt, die Blätter würde man einfach so essen, sie machten stark. Gemeinsam haben wir probiert, total nicht fein. Und weil wir wussten, dass wir die Blätter eh nicht essen würden, haben wir sie ihr wieder gegeben, worauf sie uns unser Geld zurück geben wollte. Auf dem Rückweg ist ein Mann auf seinem Ochsenkarren vorbei gekommen. Wir haben darüber gesprochen, wie gerne wir einmal mit so einem Karren mitfahren würden und ohne, dass wir etwas zu ihm gesagt hätten, ist der Mann langsamer geworden und hat uns aufgefordert, aufzuklettern. Das war ein richtiger Glückstag für uns, mit so viel kostenloser Freundlichkeit. Gleichzeitig stimmt es uns etwas traurig, dass wir uns dermassen darüber freuen, weil das doch auch ein Zeichen dafür ist, wie viel es eben nicht so ist.

Mit some Gefährt eröffnet mir i de Schwiiz denn au es Taxiundernämmä. Direkt näbäd oisem Bananebroottüechli ;) 


Weltmeisterschaft in Madagaskar
Als wir in einem Nationalpark übernachteten und gerade vom Abendessen zu unserem Zimmer zurückkehren wollten, entdeckten wir eine Menschenansamlung. Neugierig gingen wir hin und sahen vor den ca. dreissig Madagassen einen Mini TV wo Fussball gezeigt wurde. Wer spielt denn? Suisse – Equadore! Natürlich setzten wir uns dazu. Sogar für Sicherheit war gesorgt. In der hintersten Reihe sass ein Mann im Tarnanzug und mit einem Gewehr in der Hand. Wir wissen bis jetzt nicht so recht, was er darstellte – vielleicht ist er Gardien vor Ort. Die Madagassen meinten zuerst die Schweizer können nicht gut Fussball spielen, der einzige der gut wäre, wäre der Schwarze – das wäre sicher ein Madagasse, der den Schweizern helfen würde. Ausserdem hätten die Schweizer Angst vor den Gegnern, weil diese schwarz waren. Als sie dann aber ein Goal erzielten, änderten sie sofort ihre Meinung. Und als die Schweiz das Spiel schlussendlich gewann, meinten sie sogar, doch, die können was, die Schweizer.

Dasch mal en Bildschirm! 


Insel
Vielleicht hast du schon von der Insel Nosy Be gehört. Es soll das Paradies von Madagaskar und entsprechend von Touristen überfüllt sein. In der Regel halten wir uns von solchen Orten fern, aber als wir am Hafen standen, wo die Fähren zur berühmten Insel übersetzen, waren wir hin und weg von dem von Menschen überfüllten Schiff, sodass wir kurzerhand entschieden für das Mittagessen rüber zu fahren. Als das Schiff mit unzähligen Kisten, Säcken, Autos und einem Zebu beladen war, tuckerten wir los. Von der Insel haben wir nicht viel gesehen, eigentlich nur die Hauptstadt, die nicht viel anders ist, als jede andere hier in Madagaskar, aber das Essen war gut ;) Auf dem Rückweg entdeckten wir eine kleine Dschungelinsel, die so richtig echt aussah. Wir entschieden uns kurzerhand unser Gepäck zu holen und zwei Tage dort zu verbringen. So cool, dass wir laufend unsere Pläne ändern können – wir sind immer genau dort, wo wir sein wollen. Nun, das Schiff sollte um acht fahren und wie wir sind, standen wir um halb acht auf dem Platz. Ein Mann verkaufte uns eine Fahrkarte, meinte aber gleichzeitig das Schiff würde erst um zehn losfahren. Daran sind wir ja schon gewohnt. Also sassen wir und schauten ein bisschen – mai, das können wir schon gut! Um zehn Uhr gingen wir mal nachfragen, wann denn das Schiff fahren würde. Nach langen Diskussionen stellte sich heraus, dass der Typ überhaupt kein Schiff und uns zudem viel, viel, viel zu viel Geld abgeknöpft hatte. Wir wurden echt wütend, weil es unterdessen jenste Schiffe gehabt hätte, die rübergefahren wären. Nach vielen Wortwechseln – unter Anderem auf Deutsch – bekamen wir das Geld zurück und konnten um halb zwölf  losfahren. Mann, das war ermüdend. Die Insel war wunderschön und Kathrin war hin und weg. Mich hat’s eher etwas geärgert. Die Menschen haben täglich Touristen vor Ort und behandelten uns auch entsprechend. Seit elf Monaten versuche ich madagassisch zu lernen, mich diesem Land anzupassen und zu sein wie sie – aber für sie bin ich nichts anderes als ein Tourist, den sie ausnehmen können. So erzählten sie unserem Guide, der uns auf den Berg in der Mitte der Insel begleitete, dass eine Frucht für die Vazahas doppelt so viel kostet wie für die Madagassen – dumm, dass ich es halt verstanden habe. Der Ausflug hat sich aber trotz allem gelohnt! Genau so stell ich mir eine „Insel Insel“ vor. Haha und der Rückweg war auch Weltklasse. Wir nahmen ein Spezialbot und haben entsprechend viel Geld bezahlt. Als wir ausstiegen meinte der Fahrer noch, ob er nicht ein Bisou bekommen könne. Was denken die denn, sie können uns ausnehmen und anschliessend noch Küsse einsammeln?!?

Es Paradies? 

Fahrt in den Osten
Um in den Nordosten Madagaskars zu gelangen, kann man fliegen oder aber man nimmt die Landstrecke, das sind etwa 300 Kilometer auf katastrophaler Strasse. Natürlich haben wir uns für Letzteres entschieden. Man hat uns gewarnt, dass es Leute gegeben hätte, die für die Strecke schon eine Woche gebraucht hätten wegen unpassierbarer Streckenteilen, weggeschwemmten Brücken etc. Aber im Moment ist Trockenzeit und so waren wir zuversichtlich und ein bisschen Abenteuer kann nie schaden. Gefahren sind wir mit einem normalen Taxibrousse, vier Leute auf drei Sitzen, schon interessant, wie wir das bereits komfortabel finden, eng wird es erst ab fünf. Um halb zwei am Nachmittag sind wir gestartet, um halb neun am nächsten Morgen angekommen. Man hatte uns gesagt, die Fahrt würde gut zehn Stunden dauern und wir sind ganz froh, dass wir nicht wussten, dass es fast doppelt so lange geht. Die Fahrt ging ohne Zwischenfälle, auch wenn wir uns fragen, wie viele solcher Fahrten ein Auto überlebt. Im Sitzen schlafen ist nicht bequem, aber die Madagassen sind da sehr unkompliziert, man lehnt bei seinen Banknachbarn an, legt ihnen den Kopf auf Schulter oder Beine und ist sich so gegenseitig Kissen und Stütze zugleich. Wir haben dankbar mitgemacht.

Mär chan nie festhalte wie vill Mänsche i some Bus sitzet! Mir chönds mit oi di Hei mal anstelle! S Bild vom Chotzseckli vo dem vor ois hämmär dänkt, ersparemer oi ;)


Begegnungen
Die Menschen im Norden sind so ganz anders als im Süden. Keiner ist erstaunt, dass wir uns auf Madagassisch verständigen. Im Gegenteil, sie reden ohne zu zögern in ihrer Sprache weiter. Fies ist ja, dass der Dialekt im Norden so ganz anders ist. Könnte vielleicht mit dem Wallis verglichen werden bei uns. Unterwegs trafen wir auf zwei Amerikaner, einer davon arbeitet für Peacecorps in Madagaskar. Es war unglaublich spannend mit den beiden zu reden, Gedanken über das Land und sonst das Leben auszutauschen, dass wir einen kleinen Teil unserer Reise gemeinsam fortsetzten. (Thank you guys! You were amazing! à Google, you don’t have to translate this part – it’s supposed to be English).



Glatt hämmärs gha! ;)

Ausblick
Zur Zeit befinden wir uns im Vanilleparadies! Hier gibts das beste Glace der Welt!
In zwei Tagen begeben wir uns auf das laaange erwartete Trekking durch die Masoala (-Halle ;) ) Wir brauchen acht Tage um ans andere Ende, nämlich nach Maroantsetra, zu gelangen. Ein Guide und etliche Träger werden uns begleiten. Anschlissend bleiben uns knapp zwei Wochen um der Küste entlang nach unten zu reisen, Ferien auf der Insel St. Marie zu machen, zurück nach Tana zu „broussen“, alles zu packen und uns zu verabschieden. Ja und dann sehen wir uns ja schon bald wieder! Wir freuen uns auf euch!

Sonntag, 8. Juni 2014

"Vazaaaaahhhh"


Huuuiiii, wie die Zeit rennt! Schon wieder ein Monat vorbei? Ich habe nochmals ein neues Madagaskar kennengelernt. Ein Madagaskar, das mich immer mehr fasziniert! Für den Fall, dass dus selber noch nicht erlebt hast: Reisen ist ja wohl das coolste der Welt! Bin so vielen spannenden Menschen begegnet, habe so viele unglaubliche Landschaften gesehen, hab unendlich viel Reis geschlemmt, die Sonne über wunderbaren Panoramen untergehen sehen, in einem Monat mehr geschlafen als in drei zu Hause und das schönste an allem: ich hatte zwei wunderbare Gspöndli an meiner Seite um all das gemeinsam zu bewundern, zu bestaunen, zu diskutieren und über das Leben oder sonstige Dinge zu philosophieren. Liebe Kathrin, liebe Lea, ihr habt mein Leben in diesem Madagaskarjahr nochmals bereichert! Ich danke euch von ganzem ganzem Herzen...

Hiermit schliesse ich meinen Blog mit meinen Gedanken über meine Beobachtungen und Erfahrungen. Halte dich aber auf eine neue Art und Weise auf dem Laufenden.

Von nun an steht mein Blog unter dem Namen:

***KATHRIN (LEA) & CHRIGI AUF REISEN***
Herzlich Willkommen auf unserem Blog, liebe Freunde von Kathrin.

Wir werden dir jeweils einen kurzen Überblick geben, was wir gerade gemacht haben und wo wir uns im Land befinden, dann aber einige Anekdoten aus unserem Alltag schildern.

ABSTRACT:
Die Crew:       Lea, Kathrin, Chrigi
Das Ziel:        Toilara (Südwesten von Madagaskar)
Fortbeweg.:   Velo, Taxibrousse, Poussepousse, Pirogue & Füsse
Zeitdauer:      1 Monat

Veloeinkauf
Eines der Highlights auf unserer Velotour war der Einkauf der Fahrräder. Ein fertiges Fahrrad hätte dreimal so viel gekostet, also haben wir - mit Hilfe von einer Madagassin, die Chrigi schon von einer früheren Reise kannte - Einzelteile gekauft und diese anschliessend zusammenbasteln lassen. Am Ende des Tages standen drei schnittige Velos bereit, die von allen Madagassen stark bewundert wurden. Rote Speichen, weisse Rahmen, ein zu kleiner Lenker und eine zu grosse Kette... Aber davon merkten wir noch nichts, als wir unsere Reise begannen. Also fuhren wir am ersten Tag los – hoch motiviert und erst nach zwei, drei Stunden tauchten die ersten Beschwerden auf. (Aber unter uns gesagt, mein (Chrigis) A.... tat mir schon nach den ersten fünf Minuten weh, da ich mir die Madagassen aber ein bisschen zum Vorbild nehme, was ihr Gejammere anbelangt, versuchte ich auf die Zähne zu beissen – teilweise erfolgreich) Nach sechzig Kilometern funktionierte noch ca die Hälfte der Gänge und im Kettenreinmachen wurden wir auch immer schneller. Nach neunzig waren wir alle ziemlich am Ende und froh, das Tagesziel vor Einbruch der Dunkelheit erreicht zu haben. Nun so kam es, dass wir – wenn die Strecke zu weit war - auch mal ein Stück weit von nem Taxibrousse profitierten. Die Fahrräder auf dem Dach, wir im Bus eingequetscht zwischen Menschen, Hühnern und was halt sonst noch so mitfährt.
Waren wir aber mit dem Velo unterwegs, fühlten wir uns wie die Queen. Aus allen Ecken riefen uns Kinder: „Vazaaaaaah“ hinterher. Es war ein bisschen wie: Sucht Walter. Da war ein riesiger Hang, von irgendwoher hörst du die Stimme, hältst mal die Hand nach oben um zu winken und suchst eine ganze Weile, bis du die gut getarnten Kinder irgendwo super weit entfernt auf nem Stein sitzen siehst. Wir haben uns so manchmal gefragt, ob die dort den ganzen Tag auf Vazahas warten. Das Velofahren haben wir – abgesehen von den Beschwerden – voll genossen, so langsam durch die wunderschöne, schon wieder ziemlich braune Gegend zu fahren & viel mit den Menschen zu plaudern.

De Maa macht grad s Gschäft vom Läbä mit ois!


Madagassischer Coiffeur
In Ambositra hatten wir viel Zeit und nachdem wir einiges angeschaut haben, haben Chrigi und Lea gefunden, sie nutzen die Chance und gehen zum Coiffeur, kann ja nie schaden, dachten wir. Natürlich gibt es auch hier richtige Coiffeursalons, aber das wollten wir nicht und schnell sind wir an einem Strassencoiffeur vorbeigekommen, ein kleiner, offener Raum am Strassenrand. Lea wollte sich die Spitzen schneiden lassen. Die Coiffeuse hat ihr die Haare gewaschen und dann alle nach hinten gekämmt, die Schere angesetzt und vier Scherenzüge gemacht, das wars. Sie hätte ihr auch gerne noch einen Stufenschnitt verpasst, das wollte Lea dann aber nicht, ich frage mich warum. ;) Chrigi hat eine Färbung bekommen, ihre Hosen ebenfalls, die Haare sind jetzt schön schwarz, bis es soweit war, hat es aber einige Schritte gebraucht: Erst alles gründlich einfärben, dann einwirken lassen und immer mal wieder nachkämmen, dann auswaschen, erst einmal mit Seife. Um die Kopfhaut wieder sauber zu kriegen hat die Assistentin draussen etwas Sand geholt, dieser, kombiniert mit etwas Seife ergab eine perfekte Peelingmasse. Danach hat die Coiffeuse mit ihren Fingernägeln noch etwas nachgekratzt und am Schluss hat sie noch einen Schwamm, hergestellt aus einem Büschel Haare von dem wir hoffen, dass es Chrigis Haare waren, sicher sind wir uns da aber nicht, den Haaransatz noch einmal nachgerubbelt. Dann noch einmal ausspülen, trocknen et voilà, fertig war's. Für beide zusammen haben wir knapp 10'000 Ariari bezahlt, was etwas weniger als 5 Franken sind, ein super Erlebnis und so interessant zu sehen, mit welchen Mitteln man arbeiten kann.

Suber sinds ämäl!

4 Schnitt und fertig isch - dasch mal speditivs Schaffe!

Es Haarbüscheli zum putze!
Kinder
Während der Fahrt im Taxibrousse hatten wir viel Zeit zum Nichtstun und Schauen und dabei war vor allem die Rolle und der Umgang mit den Kindern interessant. In der Regel wird für die Kinder kein Fahrschein gelöst, das heisst aber dann auch, dass sie kein Anrecht auf ein Sitzplatz haben. Wenn der Bus nicht gefüllt ist, können sie auf einem Sitz Platz nehmen, wenn noch wer kommt, müssen sie aufstehen und sitzen bei jemandem auf den Schoss. In der Regel sind das die Eltern, muss aber überhaupt nicht sein, immer mal wieder zieht auch einfach eine Banknachbarin das Kind auf die Knie. Wir haben nie ein Kind gesehen, das deswegen geweint oder sich sonst etwas anmerken lassen hätte. Noch komischer für uns war, als es einmal eine Pinkelpause gegeben hat in einem Bus mit etwa 20 Sitzreihen. Ein Kind ganz weit vorne musste mal und anstatt dass die Mutter sich mit dem Kind durch alle Reihen durchgequescht hätte um hinten aussteigen zu können, hat sie es einfach aus dem Fenster gereicht und irgendwer ist dann mit dem Mädchen an den Strassenrand gegangen und hat es nachher wieder reingereicht.
Es scheint hier viel weniger Berührungsängste zu geben, zumindest unter Madagassen. Lea hat zwar auch mal ein Kind in die Hände gedrückt bekommen damit eine die Hände frei hatte um auszusteigen, zweimal aber hatten Kinder auch dermassen Angst vor uns, dass sie laut weinten und sich bei den Eltern verstecken mussten, dabei finden wir eigentlich nicht, dass wir so fürchterlich aussehen. Die allermeisten Kinder aber haben auch vor uns keine Angst, starren uns offen an und kommen meist mit sehr konkreten Forderungen: Donne-moi des bonbons! Donne-moi de l’argent! Donne-moi un cadeux! Dann gibt es auch die Kreativeren, die finden, gib mir deinen Rucksack, den Helm, dein Fahrrad,... Das ist extrem befremdend und wenn wir müde sind auch sehr anstrengend und vor allem stellt es uns immer wieder vor die selbe Diskussion. Es müssen wohl einige Weisse vorbei gekommen sein, die ihnen Bonbons gegeben haben, also ist das doch normal für sie. Wir wollen aber keine Zältliautomaten sein und finden es bisweilen auch frech, wenn sie uns so mit Forderungen belagern, stören uns also an etwas, das wir (im Sinne von wir Europäern) selber geschaffen haben. Wenn wir nun jemanden nach dem Weg fragen und er bring uns dorthin und fragt dann nicht nach einem Geschenk oder Geld, sollen wir dann was geben, weil wir ja froh waren um den Dienst oder sind wir dann Schuld, dass er das nächste Mal den Weg nur noch zeigen wird, wenn er was bekommt? Diese Frage beschäftigt uns immer wieder und wir kommen nicht weiter. Zum Glück sind die Kinder so herzig, da vergessen wir dann den Zältliärger wieder, schoggibrun halt. 

 
Halt eifach Schoggibruun! Und die Auge!***

"Vazaha, donne moi de bonbon!"

Zebumarkt in Ambalavao– Der Besuch einer madagassischen Viehschau
Vorerst ein bisschen Hintergrundwissen: Ein Zebu - auf Madagassisch „Omby“ (ausgesprochen: Umbi) – ist hier wie eine Bank. Wer Zebus besitzt ist reich. Gebraucht werden sie von allen Madagassen für traditionelle Zeremonien wie Beerdigungen, Hochzeiten etc. Früher gab es eine Tradition, die junge Madagassen ein Zebu stehlen liess und erst wenn sie das geschafft hatten, waren sie richtige Männer und im Stande zu heiraten. Heute ist diese Tradition leider erweitert worden. Im Süden Madagaskars gibt es mittlerweilen so viele Zebudiebe, dass das Leben dort echt gefährlich ist. (Zum Beispiel haben wir in Toilara einen Spital besucht und sind dabei einem Madagassen begegnet, der von 30 Zebudieben überfallen und angeschossen wurde – scheint hier das normalste der Welt zu sein! Er fand jedenfalls die Tatsache, dass drei Vazahas in sein Zimmer schauten doppelt so interessant wie seine Verletzung und urkomisch.)
Nun aber zum Markt: Dieser findet jeden Mittwoch und Donnerstagmorgen statt. Es gibt Bauern, die legen mit ihren Herden eine dreitägige Wanderung zurück um in dieser Stadt ihre Tiere zu verkaufen, die sie über Jahre gehütet und gepflegt hatten. Die Käufer sind meistens reiche Händler, welche die Zebus in Lastwagen quetschen – der Tierschutz wäre alles andere als begeistert – um diese nach Tana zu transportieren und dort weiter zu verkaufen.
Der Platz wimmelt von Männern mit Hüten und Stecken in den Händen, sie tragen die Sonntagskleidung: zerschlissene Westen und Faltenhosen- manchmal auch Trainerhosen. Die meisten haben eine Wolldecke umgebunden, denn in der Nacht kann’s ganz schön kalt werden. Die Frauen verkauften am Rande Gebäcke, Tee und Kaffee. Die meisten strahlen und laufen mit einem Bündel Geld in der Hand umher. Ein wunderbares Schauspiel. Wir stürzten uns natürlich voll rein und erkundigten uns nach dem Preis eines Zebus. Umgerechnet ca. 50 Schweizerfranken. Überall wo wir ein Gespräch begannen, bildete sich sofort eine Traube Menschen um uns, die hören wollten, was diese Vazahas denn da wollen. Als wir dann erzählten, dass unser Papa auch Kühe hätte zu Hause(oke – Notlüge), meinten sie, wir sollen doch nächstes Mal eine Kuh mitbringen, dann könnten wir tauschen. – Ja, gute Idee, wir werdens uns überlegen. ;)

Neni (Grossvatter), weles söllemer heibringe als Souvenir?

Nuno es Schüpfli!


Heiratsanträge
Haha, was haben wir gelacht. Überall wo wir ankamen, waren die Männer entzückt von den drei Vazahafrauen – das sollte einem in der Schweiz ja auch mal passieren! :P
Immer wenn wir an einer Taxibroussestation unsere Velos verladen, sind wir natürlich eine Attraktion. Vor allem, weil wir uns auch auf madagassisch verständigen können. Nach: „Mahay miteny gassy!?“ (Du sprichst ja madagassisch!?) ist die Zweite Aussage: „Eva manambady?“ (Schon verheiratet?) und wenn du da sagst, noch nicht, dann werfen sie dir die Heiratsangebote nur so zu. Der wäre noch zu haben und jener und ich hätten noch einen Bruder etc.  Einmal als wir in einem Taxi-B (ÖV) fuhren und mit einer Frau ins Gespräch kamen, meinte sie, sie hätte einen wunderschönen Sohn, ob wir den nicht haben wollten – sofort packte sie das Handy aus, um uns Bilder von ihm zu zeigen – und einmal mehr: sie sehen wirklich gut aus, diese madagassischen Männern mit ihren durchtrainierten braunen Oberkörpern! ;) Aber heiraten wollen wir sie trotzdem nicht und um all den Angeboten ein bisschen zu gehen flunkern wir ein bisschen und sagen halt, jaja wir sind verheiratet.
Oder ein ander Mal in einem Hotel gab es einen charmanten Rezeptionisten, der zuerst Kathrin fragte, ob sie verheiratet wäre. Sie bestätigte das und er fragte sogleich, wie es denn um die anderen Beiden stehen würde. Als sie erklärte, dass alle bereits verheiratet wären, liess er sie gehen. Kurz darauf fing er aber Lea ab und fragte erneut, ob sie denn schon einen Mann hätte – haha, was denken die denn, dass wir untereinander nicht miteinander reden?

Au d Frau mitem Huet hetti sust no en Brüeder, wo sicher au grad na Ziit hetti zum eini oder au zwei vo ois hürate...


Feilschen
Um Preise kämpfen müssen wir jeden Tag. Aber unterdessen machen wir uns einen Sport daraus. Meistens entstehen so lustige Gespräche und Bekanntschaften. Die Madagassen freuen sich mehr darüber, wenn du mit ihnen reden kannst, als wenn sie dir etwas zu einem zu hohen Preis verkaufen. Das Lustigste fand an einer Taxibroussestation statt. Wir kannten den Fahrpreis bereits für die folgende Strecke. Der Typ im Häuschen wollte uns aber abzocken. Ich diskutierte lange mit ihm und er beharrte auf seinem Preis. Es gäbe eben Preise für Madagassen und welche für die Vazahas. Als ich dann sagte, aber ich wäre ja schon mit einem Madagassen verheiratet und somit auch Madagassin, meinte er: Ok. Du kannst billiger fahren, die anderen beiden müssen aber mehr bezahlen. Nun, wir einigten uns darauf, dass der Chauffeur entscheiden solle und dieser willigte sofort ein, als ich ihm meinen Preisvorschlag machte. Das schöne war, der andere Typ, gab mir einen freundlichen Handklatsch und wünschte uns eine gute Reise.

*otschini* ;)
 
*Lafu be* (=dasch aber tüür!) De hätsi also d Kathrin!

Wie weiter:
Erst mal heisst es schon: Tschüss liebe Lea! Es war super mit dir! Pass gut auf dich auf! Geniess deine weitere Reise und komm gesund wieder nach Hause!

Zu zweit ziehen wir morgen weiter. Ein kleiner Abstecher in das Dorf am Ende der Welt ohne Nichts, dann gehen wir über Tana in den Norden. Wohin genau steht noch in den Sternen.