Hallo – ja ich weiss, dieser Blogeintrag liess geraume Zeit
auf sich warten. Es ist nur so, dass vieles bereits Alltag wurde und ich euch
hier ja nicht langweilen möchte. Trotzdem wurde ich schon mehrfach gefragt,
respektive von meiner Familie gedrängt ;), wiedermal von meinem Alltag in der
Schule zu berichten… (beklagt euch nicht, wenn ihr alles doppelt und dreifach
hört oder lesen müsst ;))
Einmal vorweg: Die Association Tanana Mirana, wo ich
arbeite, ist ein ein absolut vorbildliches und fortgeschrittenes Projekt. Wenn
man bedenkt, dass das in einem Entwicklungsland durch Eigeninitiative einer
Madagassin entstanden ist, ist das wirklich extrem bemerkenswert. Tanana Mirana
ermöglicht zum einen gehörlosen Kindern, die öffentliche Schule zu besuchen und
die entsprechenden Prüfungen abzuschliessen zum anderen schenkt sie geistig
behinderten Menschen einen ihnen entsprechenden und erfüllenden Alltag.
Menschen mit Einschränkungen haben in Madagaskar kaum eine Chance auf Ausbildung,
von Arbeit ganz zu schweigen. Es gibt viele Eltern, welche auch nicht bezahlen
möchten für ihre „unbrauchbaren“ Kinder. Aber dank der vielen Spendengeldern
aus der Schweiz wird doch immer wieder einem Kind die Ausbildung und
schlussendlich das Leben mit einem Handicap ermöglicht. Funktionieren tut es
folgendermassen:
Die gehörlosen Kinder werden von (ebenfalls gehörlosen)
Lehrpersonen in die öffentliche Schule integriert. Eigentlich so, wie bei uns
IF funktioniert. Für die Kinder wird der normale Schulunterricht in
Gebärdensprache übersetzt – die Lehrpersonen können Lippenlesen. Ich begleite
jeweils einen halben Tag ein Mädchen aus unserem Zentrum in die erste Klasse.
Der Unterricht dort ist in meinen Augen grauenhaft. Seit sechs Wochen machen
sie nichts anderes als die Zahlen 1 – 6, sowie die Buchstaben i, o & a auf
ihre Schiefertafel zu kritzeln. Das ganze ohne Verknüpfungen oder sonstigem
Hintergrundwissen. Die Lehrerin hat mich bereits gefragt, ob ich ihr von meinen
Erfahrungen weitergeben könnte. (Lehrerausbildung braucht es in Madagaskar
anscheinend nicht – das kann man hier einfach) Sofort begann ich Unterricht zu
planen und auch durchzuführen. Schlussendlich lief es aber darauf heraus, dass
ich arbeitete, die Lehrperson zuschaute aber anschliessend selber nichts
umsetzen wollte, was mich – muss ich zugeben- zur Zeit etwas demotiviert. Auch
wenn es diesen 23 Kindern in dieser ersten Klasse vielleicht hilft,
langanhaltend bewirkt das gar nichts, wenn die Lehrperson nicht kooperieren
möchte ist alles für nichts – da reut mich mein Jahr hier eigentlich ein
bisschen. Ich werde dir in einem Monat wieder berichten, ob ich einen Weg
gefunden habe.
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Die öffentliche Schule für die grösseren Schüler aus dem Zentrum |
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In diesem Klassenzimmer sitzen 40 Schüler darunter 2 Gehörlose |
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Hari übersetzt |
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Haja (Hatza) buchstabiert |
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Ritual nach der Pause. Mehr oder weniger zivilisiert. |
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Jeden Montag wird die Flagge gehisst und am Freitag wieder runtergeholt. |
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Englischunterricht (ch ch ch - diese Aussprache ;) ) |
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Domohina übersetzt |
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Kindergarten (*sniff*) |
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Anfangs Unterricht gehen alle zusammen aufs Klo. ;) |
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Aaaaah, die sind soo herzig. |
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Der EDV-Raum! (Weltklass) |
Die andere Hälfte des Tages verbringe ich im Zentrum selber und
arbeite mit dem Grüppchen von jungen Erwachsenen mit geistiger Behinderung –
was ich uuunglaublich gerne mache - oder mit Kindern, welche neu ins Zentrum
kommen und zuerst Gebärdensprache und viel Schulstoff aufarbeiten müssen, ehe
sie in die Schule integriert werden können.
Ich führe quasi Grundstufenunterricht durch - erzähle zur Zeit gerade
die Geschichte von Heidi. Sie finden es super!
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Edoardo, Tafita & Ellie üeben sich in Mathematik (DANKE ISA!!!) |
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Ich übe mich in Gebärdensprache (Zahl 6) |
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Faniry und Lova warten auf die Kreativarbeit |
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Fansa schreibt den Raport (Nachbereitung wird schwerer gewichtet als Vorbereitung) |
Es ist gut spürbar, dass im
Zentrum schon viele Stagiere waren. Der Unterricht dort entspricht schon fast
dem Unterricht bei uns.
Zum Mittagessen kommen dann alle ins Zentrum. Gemeinsam
werden Hände gewaschen, geplaudert, vor dem Essen gebetet und viel viel viel
Reis verdrückt!
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So holt Eric Wasser zum kochen, waschen & putzen |
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Unser Badezimmer |
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Mastomana (Mastumana) Mit Faust auf Handrücken klopfen (Gebärdensprache) = En Guete. |
Anschliessend Zähneputzen und um eins wird der Schulunterricht
repetiert, was äusserst wertvoll ist, basierend auf der Tatsache, dass der Unterricht
in der öffentlichen Schule wie gesagt nicht sehr lobenswert ist. Donnerstag und
Freitag bin ich jeweils auch für eine Gruppe zuständig. Am Mittwochnachmittag
leite ich das Sportprogramm.:-) Mattenlauf, Stafetten und jegliche Spiele mit
dem Handballball sind hoch im Kurs. Daher nochmals: Wenn du einen alten
Handballball hast, und ich bin davon überzeugt, du hast einige, bitte Sönne
oder Muck geben – sie würden sie meinen Eltern zukommen lassen, welche mich im
Dezember besuchen kommen und mir die Bälle mitbringen würden. (Hihi Mama und
Papa, auf diesem Weg erfährt auch ihr von eurem Glück).
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Volleyball (im Nachbersschuelhuus) |
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Ich üebe mich in de Gebärdesprach |
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Fotos sind für alle Beteiligten eine Attraktion! |
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Spitalfangis funktioniert überall |
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Mattelauf - haha Cheri, han a dich dänkt ;) |
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Handball |
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Wänn mer d Stimm nid chan bruuche bruchts uu vill Geduld - aber die hani ja. |
Aber zurück zum
Mittagsprogramm im Zentrum: Montag und Dienstag üben gehörlose Kinder mit mir
die Gebärdensprache, was mir übrigens extrem viel Freude bereitet. Mittlerweile
kann ich mich – dank des Fingeralphabetes- verständigen, wenn die Lehrpersonen
beim Mittagessen aber miteinander diskutieren, verstehe ich kein Wort und weiss
jeweils gar nicht wo ich überall schauen soll um die Gebärden zu sehen, zu
erkennen und womöglich auch noch zu verstehen. Auch das ist eine Knacknuss für
mich. Ich bin mir gewohnt in einem Team mitzudenken, Dinge weiterzuentwickeln
und zu optimieren (jaja liebe Cheri,Linda und Manu– bin mir durchaus bewusst,
dass es oft komplizierter wurde durch meine Optimierungsideen) Dadurch, dass
ich aber oft nichts verstehe und die wichtigen schulischen Diskussionen sowie
Informationen gar nicht mitbekomme, kann ich mich gar nicht richtig reingeben
ins Geschehen. Ich habe grosses
Verständnis dafür, dass die LP’s im Zentrum mir nicht immer alles noch auf
Französisch und langsam übersetzen möchten, dass auch ich noch verstehe, worum
es geht. Trotzdem fühle ich mich dadurch manchmal als Aussenseiter. Es gibt mir
das Gefühl, nicht das beitragen zu können, was ich gerne würde oder könnte.
Aber auch das braucht Zeit.
Und diese vergeht ja wie im Flug. So sitzen meine lieben
Tanten, meine Schwestern und meine Mutter dieses Wochenende beim „Chränzlä“
zusammen und in zwei Wochen werden „Wiehnachtsguetzli“ gebacken, die
Herbstmarkte sind bei euch schon vorbei,
der erste Schnee anscheinend auch schon gefallen und ich bin sooo weit von all
dem entfernt. Ich sitze im „Röckli“ vor dem Compi und das Wort Stress ist schon
fast aus meinem Wortschatz rausgefallen. Mein Leben hier ist echt zum Geniessen.
Ja ganz ehrlich: ICH BIN SEELIG.
Dir wünsche ich von Herzen einen schönen Winter, eine
Weihnachtszeit ohne allzu grossen Stress. Wenn es dich vor lauter Arbeit und
Geschenke einkaufen fast umhaut, nimm dir den Ausdruck Mora Mora (Mura Mura = Langsam,
Langsam) etwas zu Herzen. Es geht viel einfacher und du bist schlussendlich
genau so zufrieden. Ich denke oft und gerne an euch.
Oh und noch zum Schmunzeln:
In der Zwischenzeit bin ich
anscheinend dick geworden. Jeden Tag wurde mir das aufs Neue und voller Stolz
verkündet – das heisst schliesslich, dass ich ihr Essen gerne mag. (Aber es
liegt an der madagassischen Schokolade – die schmeckt noch tausend Mal besser
als die der Schweiz!-für einen „Schokoholiker“ wie mich ist das gefährlich)Aber
keine Angst, so schlimm wie nach Irland ist es nicht ;)
Die Regenzeit hat nun begonnen (Fotoana ny orana *Ftona ny urana*) es regnet täglich ca. 2 Stunden. Und nicht wie bei uns. Petrus kippt ganze Badewannen aus. Nach fünf minuten könntest du in den Strassen fischen gehen - vielleicht erwischst du nur eines der frei herumlaufenden Hühnern - aber Poulet ist ja auch nicht schlecht ;) ) Oft fällt deshalb der Strom aus - aber ich bin gut ausgerüstet mit Taschenlampe und Kerzen ;)
Und ich hätte sooo gerne wiedermal durch und durch saubere Füsse (Der Flipflopabdruck auf den Füssen - ich weiss nicht ob das von der Sonne oder vom Dreck zeugt).
Und noch die gewohnten Grüsse:
@ Utami: Rosen gibt es hier auch! Sogar direkt vor meiner
Haustüre. Nur von Blumenschmuck verstehen sie absolut nichts, die Madagassen.
@ 10-Kämpfer: Mein Training hat begonnen ;) Mein Coach will
mich sogar für einen „ Concours“ anmelden hier. Haha – nie im Leben!
@ Isa: Du bist wirklich ein Engel! Vielen lieben Dank für
deine Hilfe! Dank all den beantworteten Fragen kann ich einen nützlichen
Matheunterricht durchführen und diesen auch den Lehrern im Zentrum entsprechend
weitergeben.
@ Mama&Papa: noch wie oft müsst ihr schlafen? ;)
@ Livi: Hallo ;)
@ BFF: Danke fürs skybe gest - bin froh hani oi.
@ alle, die Snowboarden gehen: Eine Abfahrt für mich bitte!
@ Vani&Yves: Danke nochmals für das wunderbare
Wochenende in Tana!
@ Franz und Ellen: ich hoffe, euer Madagaskartag war ein
voller Erfolg – ich habe auf jeden Fall an euch gedacht.
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