Montag, 6. Oktober 2014

Enak (Das Essen schmeckt gut)

Leider ist das eines der einzigen Worte, welche ich auf Indonesisch kann, daher blieb mir keine grosse Auswahl für den Titel. Hab mich auch nicht reingehängt, die meisten Menschen hier sprechen ganz gut Englisch, und sonst gibt’s ja noch Hände und Füsse und lustiger weise greife ich für übergangsworte dann auf den madagassischen Wortschatz zurück – ohne das überhaupt zu wollen.
Das Indonesische Essen ist aber tatsächlich fantastisch – ich weiss nicht, wie viele Nasi Gorengs ich schon verdrückt habe – nur, wenn ich es könnte, würde ich diesen Blogeintrag eher was in die Richtung von „Zufrieden“ oder „Ausgeglichen“ oder einfach „Schön“ nennen.

Die Zeit hier in Indonesien tut mir wahnsinnig gut. Ich habe eigentlich kein Spektakuläres „Buling“, von dem ich euch berichten könnte. Ich hatte wieder viel Zeit. Zeit für mich, Zeit um zu sitzen, zu schauen, Zeit eine andere Kultur kennen zu lernen. Ich habe meine Batterien wieder aufladen können.  Und was mich fast am meisten freut ist, dass ich den Kulturschock nach meinem Madagaskarjahr akzeptieren konnte. Das Leben dort ist schon ganz anders. Was ich von Indonesien gesehen habe – und ich muss nochmals erwähnen, es ist nur ein Bruchteil dieses Inselstaates – scheint mir im Vergleich sehr, wie soll ich sagen, „Zivilisierter“? Andere Reisende berichteten mir, sie wären es müde immer verhandeln zu müssen, sie wären es müde immer mit diesen Indonesiern reden zu müssen… Wobei ich für mich dann immer dachte: Waas? Die Menschen sind sooo nett hier! Ich plaudere täglich mit fremden Leuten, posiere auf fremden Fotos – feeel sooo famous :) – und ja, sie ziehen uns über den Tisch, aber auf eine angenehme Art und Weise. Ich fühlte mich nie überrannt oder bedrängt. Wenn ich mich für etwas interessiere, kommen nicht von allen Seiten Menschen angestürmt, die mir das Selbe verkaufen wollen. Nicht einmal in dieser Zeit hat mich jemand nach „Bonbons“, Geld oder sonst irgendwas gefragt. Leute wollten mit mir befreundet sein nur um mit mir zu plaudern, nicht um etwas von mir zu bekommen. Ja, ich glaube, mein Vertrauen in fremde Menschen ist zurückgekehrt. Ich fühlte mich nie unsicher, auch Abends nicht, ich hatte nie das Gefühl jetzt muss ich meine Tasche besonders gut im Auge behalten. So oft habe ich Dinge auf der Strasse oder in kleinen Restuarants betrachtet und mir dabei gedacht: Krass, in Madagaskar wäre das schon längstens geklaut worden. Vielleicht hatte ich ja einfach nur Glück!? Wie so oft in meinem Leben. :)  Trotzdem, meinen „Kulturschock“ zu akzeptieren, das habe ich mir eigentlich gewünscht. Ich habe mir erhofft, dass ich eine Bestätigung dafür finde, dass das Leben auf Madagaskar wirklich nicht einfach ist und es daher ok ist, wenn ich auf eine Art und Weise am Ende bin.
Aber genug der emotionalen Gedanken – ich schreibe lieber noch ein bisschen „Buling“ – einige Geschichten, die ich hier erlebt hatte.

Busfahrt nach Malang
Wie ich im letzten Bericht erwähnt hatte, würde ich die Reise mit dem Bus antreten. Es hat auch geklappt -irgendwie. Dreimal hiess es, ja der Bus fährt bis zu deinem Ziel. Dreimal musste ich umsteigen. Dreimal musste ich das Ticket wieder neu bis Malang bezahlen ;) Beim dritten Mal hat‘s sogar mehr gekostet als beim Zweiten! Verhandeln liessen sie nur ganz wenig mit sich. Andauernd stiegen Leute ein mit „Korbkiosken“ oder mit Gitarren, sangen Lieder – oft Ohrenbetäubend – sammelten Geld ein und stiegen wieder aus. In Malang wollte ich mit dem Bus zu der Familie von meiner Tante. Wie immer plauderte ich mit den Einheimischen, woher kommst du, was machst du hier etc. Der nette Mann meinte, er müsse in die gleiche Richtung, er zeige mir den zweiten Bus, er beharrte sogar darauf, mein Ticket bezahlen zu dürfen! Kannst du das glauben? Mir fiel es echt schwer! Ja jedenfalls stieg der nette Herr aber vor mir aus, erklärte mir aber nicht, wo ich aussteigen solle. Ich zeigte meinem Sitznachbarn den Zettel mit der Adresse, worauf mir der alte Mann einmal laut vorlas, was darauf stand - worum ich ihm natürlich sehr dankbar war ;) – dann reichte ich es meiner anderen Sitznachbarin, die mir den Zettel aus der Hand nahm und eine riesige Diskussion startete mit allen Mitfahrenden und schlussendlich auch mit dem Chauffeur. Schliesslich waren sich alle einig, dass mein Ziel schon vorbei wäre, also drehte der ganze Bus – mit allen ALLEN Mitfahrenden – fuhr zweihundert Meter zurück und liess mich da aussteigen. Sooo gut! Das sollte uns in Winterthur ja auch mal passieren! :)

Bei Ely, der Schwester meiner Tante, wurde ich vielleicht gemästet! Oh mein Gott! Jeden Tag mindestens vier Mahlzeiten. Entweder selber gekocht oder von den fahrenden Restaurants gekauft. Alles ordentlich frittiert – puuuh… Aber gut! Ja sehr gut halt! Ely selber spricht kein Englisch und trotzdem fanden wir einen Weg miteinander zu kommunizieren. Die Tochter Riris, die noch studiert, hat oft übersetzt. Sie hat mich überall mitgenommen, zur Chorprobe, welche in einem Foyer der Universität stattfindet, Ausflüge, zum Airobic am Sonntagmorgen mitten in der Stadt! Haha, das war super! Die sperren morgens um fünf Uhr eine Strasse, wo du dann ganz viele Menschen joggen oder Velofahren siehst. In der Mitte gibt’s eine kleine Bühne, wo jeweils zwei bis drei Menschen Aerobic oder sonst was vorzeigen und alle alle alle Menschen auf dem Platz – kunterbunt zusammengemischt – machen mit. Egal ob Mann oder Frau, ob dick oder dünn, ob mit oder ohne Kopftuch. Ein Gefühl von Gemeinschaft! Etwas Wunderschönes! Auf Indonesisch gibt es ein Sprichwort: „Bhineka tunggal Ika“, was so viel heisst wie, wir sind alle unterschiedlich aber gehören zusammen. Und ich hatte das Gefühl, sie sagen das nicht nur, sondern sie leben es tatsächlich. Besonders im Hinblick auf die Religionen. Ich konnte ganz ganz viel von Riris und ihrer Haltung lernen.

Später reiste ich mit dem Zug, der so arg klimatisiert war, dass es sich anfühlte, als würdest du dich in einen Kühlschrank setzen, nach Jogjakarta um so richtig den Touristen rauszuhängen. Ich habe alle berühmten Sehenswürdigkeiten besichtigt, wie der bekannte buddhistische Tempel Borobudur, habe einen Batikmalkurs besucht und in einer üblen aber billigen Absteige gewohnt. Zurück nach Bali bin ich dann geflogen, wo ich ein Surfcamp aufsuchte. Surfen ist super! War ganz glücklich und mein Körper nach und nach ein grösseres Frack! Nach einer Woche ging ich zurück zu Martin nach Ubud, wir wollten, wie schon mal auf den Gunung Agung steigen. Diesmal hat‘s auch geklappt! Die Wanderung begann um zwölf Uhr in der Nacht beim Besakihtempel mit einem unnötigen aber unvermeidbaren Guide, den wir ziemlich schnell abgehängt hatten, weil er null Kondition hatte. Die Wanderung hat sich auf jeden Fall gelohnt, der Sonnenaufgang war wirklich schön! Sehr romanisch ;) Heute schmerzt mich der ganze Körper, kommt vielleicht auch von den vielen Stürzen – der Abstieg war die Hölle. Auf dem Kies und dem Geröll bin ich andauernd ausgeschlipft. War echt froh um jede Wurzel oder Liane, woran ich mich entweder hochziehen oder runterseilen konnte.

Morgen gehe ich nochmals für ein paar Tage in den Süden um zu SURFEN J Und dann komm ich ja schon wieder nach Hause. Einmal für längere Zeit – habe ich mindestens jetzt gerade so geplant. Freue mich auf dich und das Leben in der Schweiz auch.
Ich schicke dir ein bisschen Wärme und Sonnenschein.
Alles Liebe
Chrigi

p.s. sory nachdem ich nun eine Stunde lang versucht habe Fotos hochzuladen gebe ich auf - schliesslich will ich jetzt surfen gehen! Vielleicht beim nächsten mal wieder...  


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