Dienstag, 8. Juli 2014

Mbola Tsara (Immer noch gut oder Begrüssung im Norden)

Meine Güte, wie die Zeit rennt, was haben wir in den vergangenen Wochen wieder erlebt, gesehen, gelacht, bedauert und gestaunt. Und dennoch fällt es uns schwer auszuwählen, was wir dieses Mal erzählen sollen, es waren so viele kleine Momente und Situationen, nichts Bahnbrechendes halt. Hier darum eine Auswahl an Kleinigkeiten.

ABSTRACT:
Die Crew:         Kathrin & Chrigi
Die Route:        1. Etappe: Tana – Andasibe – Tana
                          2. Etappe: Tana – Majunga – Antsiranana (Norden)
                          3. Etappe: Antsiranana Ambilobe – Sambava (Nordosten)
Zeitdauer:        1½  Monate
Stimmung:       positiv

Häkelunterricht
Nachdem wir das Dorf Maromatsinjo in der Pampa besuchten, in dem Chrigi zuletzt einen Monat gelebt hatte, gingen wir nach Moramanga. Eine Freundin von Chrigi aus Maromatsinjo hatte sie gefragt, ob sie nich in ihrer Haushaltsschule vorbei kommen könnte um ihrer Klasse das Häkeln zu lernen. Unsere Mama war so lieb und hatte Kathrin haufenweise Restwolle und ca 25 Häggli mitgegeben. Wir verbrachten einen Morgen in der Schule und staunten wie viel Ausdauer die Madagassen an den Tag legen. Auch wenn sie nicht vorwärts kommen, sie probieren und probieren und maulen nicht einmal, sie wären müde oder so ähnlich. Am Mittag bekamen wir von ihnen ein besticktes Taschentuch und von jeder der Schülerinnen und den Lehrerinnen drei Küsse! Haha, zum Glück müssen wir uns in der Schule nie so von unseren Schülern verabschieden!

Freundlichkeit
Wir haben bereits geschrieben, dass uns häufig nachgerufen wird, wir sollen Bonbons etc verteilen. Wir sind etwas zurückhaltend, wenn Leute uns anbieten, etwas für uns zu tun, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass nachher immer eine Gegenleistung gefordert wird. Ein Tag in Ankarana war für uns darum umso schöner. Erst hat uns im Taxibrousse unsere Banknachbarin ein Mandarindli angeboten. Zu Fuss unterwegs ins nächste Dorf haben wir ein Blätterpäckli gekauft, weil wir gemeint haben, es sei ein Bananen-Reis-Mus darin. Als wir es öffneten, waren zu unserer Überraschung nur Blätter drin. Die Verkäuferin hat uns erklärt, die Blätter würde man einfach so essen, sie machten stark. Gemeinsam haben wir probiert, total nicht fein. Und weil wir wussten, dass wir die Blätter eh nicht essen würden, haben wir sie ihr wieder gegeben, worauf sie uns unser Geld zurück geben wollte. Auf dem Rückweg ist ein Mann auf seinem Ochsenkarren vorbei gekommen. Wir haben darüber gesprochen, wie gerne wir einmal mit so einem Karren mitfahren würden und ohne, dass wir etwas zu ihm gesagt hätten, ist der Mann langsamer geworden und hat uns aufgefordert, aufzuklettern. Das war ein richtiger Glückstag für uns, mit so viel kostenloser Freundlichkeit. Gleichzeitig stimmt es uns etwas traurig, dass wir uns dermassen darüber freuen, weil das doch auch ein Zeichen dafür ist, wie viel es eben nicht so ist.

Mit some Gefährt eröffnet mir i de Schwiiz denn au es Taxiundernämmä. Direkt näbäd oisem Bananebroottüechli ;) 


Weltmeisterschaft in Madagaskar
Als wir in einem Nationalpark übernachteten und gerade vom Abendessen zu unserem Zimmer zurückkehren wollten, entdeckten wir eine Menschenansamlung. Neugierig gingen wir hin und sahen vor den ca. dreissig Madagassen einen Mini TV wo Fussball gezeigt wurde. Wer spielt denn? Suisse – Equadore! Natürlich setzten wir uns dazu. Sogar für Sicherheit war gesorgt. In der hintersten Reihe sass ein Mann im Tarnanzug und mit einem Gewehr in der Hand. Wir wissen bis jetzt nicht so recht, was er darstellte – vielleicht ist er Gardien vor Ort. Die Madagassen meinten zuerst die Schweizer können nicht gut Fussball spielen, der einzige der gut wäre, wäre der Schwarze – das wäre sicher ein Madagasse, der den Schweizern helfen würde. Ausserdem hätten die Schweizer Angst vor den Gegnern, weil diese schwarz waren. Als sie dann aber ein Goal erzielten, änderten sie sofort ihre Meinung. Und als die Schweiz das Spiel schlussendlich gewann, meinten sie sogar, doch, die können was, die Schweizer.

Dasch mal en Bildschirm! 


Insel
Vielleicht hast du schon von der Insel Nosy Be gehört. Es soll das Paradies von Madagaskar und entsprechend von Touristen überfüllt sein. In der Regel halten wir uns von solchen Orten fern, aber als wir am Hafen standen, wo die Fähren zur berühmten Insel übersetzen, waren wir hin und weg von dem von Menschen überfüllten Schiff, sodass wir kurzerhand entschieden für das Mittagessen rüber zu fahren. Als das Schiff mit unzähligen Kisten, Säcken, Autos und einem Zebu beladen war, tuckerten wir los. Von der Insel haben wir nicht viel gesehen, eigentlich nur die Hauptstadt, die nicht viel anders ist, als jede andere hier in Madagaskar, aber das Essen war gut ;) Auf dem Rückweg entdeckten wir eine kleine Dschungelinsel, die so richtig echt aussah. Wir entschieden uns kurzerhand unser Gepäck zu holen und zwei Tage dort zu verbringen. So cool, dass wir laufend unsere Pläne ändern können – wir sind immer genau dort, wo wir sein wollen. Nun, das Schiff sollte um acht fahren und wie wir sind, standen wir um halb acht auf dem Platz. Ein Mann verkaufte uns eine Fahrkarte, meinte aber gleichzeitig das Schiff würde erst um zehn losfahren. Daran sind wir ja schon gewohnt. Also sassen wir und schauten ein bisschen – mai, das können wir schon gut! Um zehn Uhr gingen wir mal nachfragen, wann denn das Schiff fahren würde. Nach langen Diskussionen stellte sich heraus, dass der Typ überhaupt kein Schiff und uns zudem viel, viel, viel zu viel Geld abgeknöpft hatte. Wir wurden echt wütend, weil es unterdessen jenste Schiffe gehabt hätte, die rübergefahren wären. Nach vielen Wortwechseln – unter Anderem auf Deutsch – bekamen wir das Geld zurück und konnten um halb zwölf  losfahren. Mann, das war ermüdend. Die Insel war wunderschön und Kathrin war hin und weg. Mich hat’s eher etwas geärgert. Die Menschen haben täglich Touristen vor Ort und behandelten uns auch entsprechend. Seit elf Monaten versuche ich madagassisch zu lernen, mich diesem Land anzupassen und zu sein wie sie – aber für sie bin ich nichts anderes als ein Tourist, den sie ausnehmen können. So erzählten sie unserem Guide, der uns auf den Berg in der Mitte der Insel begleitete, dass eine Frucht für die Vazahas doppelt so viel kostet wie für die Madagassen – dumm, dass ich es halt verstanden habe. Der Ausflug hat sich aber trotz allem gelohnt! Genau so stell ich mir eine „Insel Insel“ vor. Haha und der Rückweg war auch Weltklasse. Wir nahmen ein Spezialbot und haben entsprechend viel Geld bezahlt. Als wir ausstiegen meinte der Fahrer noch, ob er nicht ein Bisou bekommen könne. Was denken die denn, sie können uns ausnehmen und anschliessend noch Küsse einsammeln?!?

Es Paradies? 

Fahrt in den Osten
Um in den Nordosten Madagaskars zu gelangen, kann man fliegen oder aber man nimmt die Landstrecke, das sind etwa 300 Kilometer auf katastrophaler Strasse. Natürlich haben wir uns für Letzteres entschieden. Man hat uns gewarnt, dass es Leute gegeben hätte, die für die Strecke schon eine Woche gebraucht hätten wegen unpassierbarer Streckenteilen, weggeschwemmten Brücken etc. Aber im Moment ist Trockenzeit und so waren wir zuversichtlich und ein bisschen Abenteuer kann nie schaden. Gefahren sind wir mit einem normalen Taxibrousse, vier Leute auf drei Sitzen, schon interessant, wie wir das bereits komfortabel finden, eng wird es erst ab fünf. Um halb zwei am Nachmittag sind wir gestartet, um halb neun am nächsten Morgen angekommen. Man hatte uns gesagt, die Fahrt würde gut zehn Stunden dauern und wir sind ganz froh, dass wir nicht wussten, dass es fast doppelt so lange geht. Die Fahrt ging ohne Zwischenfälle, auch wenn wir uns fragen, wie viele solcher Fahrten ein Auto überlebt. Im Sitzen schlafen ist nicht bequem, aber die Madagassen sind da sehr unkompliziert, man lehnt bei seinen Banknachbarn an, legt ihnen den Kopf auf Schulter oder Beine und ist sich so gegenseitig Kissen und Stütze zugleich. Wir haben dankbar mitgemacht.

Mär chan nie festhalte wie vill Mänsche i some Bus sitzet! Mir chönds mit oi di Hei mal anstelle! S Bild vom Chotzseckli vo dem vor ois hämmär dänkt, ersparemer oi ;)


Begegnungen
Die Menschen im Norden sind so ganz anders als im Süden. Keiner ist erstaunt, dass wir uns auf Madagassisch verständigen. Im Gegenteil, sie reden ohne zu zögern in ihrer Sprache weiter. Fies ist ja, dass der Dialekt im Norden so ganz anders ist. Könnte vielleicht mit dem Wallis verglichen werden bei uns. Unterwegs trafen wir auf zwei Amerikaner, einer davon arbeitet für Peacecorps in Madagaskar. Es war unglaublich spannend mit den beiden zu reden, Gedanken über das Land und sonst das Leben auszutauschen, dass wir einen kleinen Teil unserer Reise gemeinsam fortsetzten. (Thank you guys! You were amazing! à Google, you don’t have to translate this part – it’s supposed to be English).



Glatt hämmärs gha! ;)

Ausblick
Zur Zeit befinden wir uns im Vanilleparadies! Hier gibts das beste Glace der Welt!
In zwei Tagen begeben wir uns auf das laaange erwartete Trekking durch die Masoala (-Halle ;) ) Wir brauchen acht Tage um ans andere Ende, nämlich nach Maroantsetra, zu gelangen. Ein Guide und etliche Träger werden uns begleiten. Anschlissend bleiben uns knapp zwei Wochen um der Küste entlang nach unten zu reisen, Ferien auf der Insel St. Marie zu machen, zurück nach Tana zu „broussen“, alles zu packen und uns zu verabschieden. Ja und dann sehen wir uns ja schon bald wieder! Wir freuen uns auf euch!

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