Nach meinem letzten, doch eher tristen Post, ist es nun wirklich
an der Zeit alle meine Freude und „Seeligkeit“ mit dir zu teilen. Möchte mich
aber noch bedanken für die vielen lieben Rückmeldungen, die ich von euch
erhalten habe. Ich freue mich, dass ich dir Madagaskar durch meine Berichte
etwas näher bringen kann.
Diavolana |
Bodo am Blumen giessen |
Yvane |
Norohashina |
Lova Gibt mir Madagassischnachhilfe |
Mit den drei Mädchen spiele ich gelegentlich Uno
– selbstverständlich mit allen Zusatzregeln ;) – gebe ihnen Englischnachhilfe
und wir schauen immer mal wieder einen Film zusammen. Mit der Mutter versuche
ich mich täglich auf Madagassisch zu verständigen (eine wunderbare Frau) und
mit dem Vater gehe ich hin und wieder mal n Bier trinken. Täglich stattte ich
Mdm. Claire am Abend einen Besuch ab in ihrem Laden, wo sie Eier und Tierfutter
verkauft.
Auch in der Schule habe ich doch noch das Gefühl, meinen
Platz gefunden zu haben. Seit den Weihnachtsferien und wahrscheinlich seit dem
Moment, als ich entschieden habe Tana früher als geplant zu verlassen, bin ich
viel entspannter, versuche nicht mehr kläglich Freunde zu finden und schaue
diesen Ort als meinen Arbeitsplatz (halt ohne eine Cheri, eine Linda oder eine
Manu) an. Ich freue mich riesig, dass ich mit den Kindern langsam in der
Gebärdensprache kommunizieren und vor allem lachen kann! Die Spezialklasse darf
ich eigentlich selbständig leiten und es bereitet mir immer mehr Freude. Die
Lehrer trauen mir mittlerweile mehr zu, so dass ich auch mal alleine gehörlose
Kinder im Englischunterricht integrieren darf. Am vergangenen Samstag habe ich
einen Mathecrashkurs für die Lehrer gehalten. Sie haben sich riesig dafür
interessiert, haben alles wissen und verstehen wollen. Was mich am allermeisten
gefreut hat ist, dass die Lehrperson aus der öffentlichen Schule auch gekommen
ist. Das zeigt doch trotzdem, dass sie etwas verändern möchte an ihrem
Unterricht. (Was aber schwierig ist, wenn du eine Schulleitung hast, die immer
nur nach dem madagassischen Programm gehen möchte.)
Es war trotzdem ein wunderbarer Nachmittag. Liebe Isa, danke
nochmals viel tausend Mal für deine Hilfe!
Auch sonst bin ich zufrieden, aus Gründen, die du, wenn du
mich nur ein kleines bisschen kennst, dir nicht vorstellen kannst! Das
madagassische *mora mora* (langsam, langsam) hat sich schon voll in mein Herz eingebrannt.
Ich geniesse es unendlich, so viel Zeit zu haben. Befürchte schon fast, einmal
zurück in der Schweiz wird der Kulturschock viel grösser sein als zum Zeitpunkt
als ich hier in Madagaskar ankam. Aber das dauert zum Glück ja doch noch eine
Weile. Obwohl, nochmals so viel Zeit und ich sitz euch schonwieder auf der
Pelle J
Hier noch einige schöne oder lustige Erlebnisse, welche mir
in den vergangenen Monaten wiederfahren sind und bewirken, dass ich so *faly
be* bin. J
Taxibrousse
Im Dezember bin ich
mit Linda, meiner madagassichen Freundin, nach Ampefy gefahren. Das sind ca. 3h
Taxi Brousse. Ich war froh, dass ich mit ihr zusammen war, die Ankunft an der
Taxibroussestation ist die Hölle! Kathrin, Lea, Päde und Bäschamä – ihr könnt
euch auf was gefasst machen! Alle ziehen an deinen Kleidern, wollen dich für
ihren Bus gewinnen – nicht wirklich toll. Ja, schlussendlich landeten wir also
in einem – doch schon ziemlich gefüllten - Taxi Brousse und belegten zu zweit
den letzten Platz. Dachten wir! Kurz darauf, wurden nochmals zwei Personen
eingeladen. So befand ich mich einem Madagassen gegenüber, so eng umschlungen,
als würden wir uns schon ewig und „gut“ kennen. Nun ja, er sah nicht übel aus,
machte mir somit nicht wirklich was aus ;) (haha, und um das gleich zu klären:
nein, habe niemanden gefunden, den ich nach Hause nehmen möchte!)
Auf dem Rückweg hatten wir etwas bessere Plätze, aber zu
Spitzenzeiten waren wir 31! EINUNDREISSIG! Menschen in diesem kleinen Minivan!
Ferien mit meiner
lieben Mama und meinem lieben Papa
Ah, wie habe ich mich auf den Dezember gefreut letztes Jahr.
Mama und Papa sind am 22. Dezember in Madagaskar angekommen. Gemeinsam sind wir
mit einem Fahrer durch einen kleinen Teil Madagaskars gereist. Ich sage euch –
und ich habe selber nicht mehr daran geglaubt, dass ich das überhaupt mal noch
behaupten würde – Madagaskar ist sooo wunderschön! Während zwei Tagen fuhren
wir durch das Hochland. Diese vielen verschiedenen Grüntöne, die Reisfelder,
die Hügel, so viel Natur und Landwirtschaft - eine Wonne für Auge und Herz. Was
mir auch besonders gut gefallen hat, neben den Gesprächen mit meinen Eltern,
war eine zweitätige Pirogenfahrt (Schiff) auf dem Pangalankanal, welcher der
Ostküste entlang fliesst. Wunderschön!
Schoggibruun halt! <3 |
Gänds zue!!! |
Natürlich hatten wir viele Begegnungen und ich schildere
euch gerne ein, zwei davon.
Im September war ich bereits einmal in Andovorantro (ein
kleines Dorf an der Ostküste, welches nur sehr schwer zu erreichen ist). Dort
gibt es ein kleines Hotel, mit äusserst lieben Menschen. Beim letzten Mal haben
wir Fotos gemacht, welche ich dieses Mal verteilen durfte (Danke Ellen!). Es
ging nicht lange, da sprach sich im Dorf herum, dass ein Vazaha (Fremder), der
ein wenig madagassisch spricht, Fotos verteilt. Die Menschen waren sehr
hilfsbereit und schickten uns von Haus zu Haus um die abgebildeten Menschen zu
finden. Überall sammelten sich sogleich Menschen an und die Fotos wurden
weitergereicht. *Es riise Gaudi* Irgendwann landete ich bei einer Frau, dessen
Schwester abgelichtet war. Sie war gerade dabei, ihrer Tochter kleine Zöpfe zu
flechten. Ich stand noch eine weile daneben, schaute zu und fragte, ob ich das
auch bekommen könnte. Sie willigte sofort ein und meinte, ich solle am
Nachmittag wieder vorbei kommen.
Also ging ich um zwei Uhr nochmals ins Dorf.
Wir setzten uns unter einen Baum auf den Boden und während der nächsten Stunde
flechtete sie mir die Haare und wir versuchten uns irgendwie zu verständigen.
Es dauerte nicht lange, da waren auch schon die ersten Kinder aufgetaucht um
zuzuschauen. Die Frauen, die vorbeikamen hielten auch an um zu plaudern. Es war
wunderbar. So schön, dass es doch noch solche liebenswürdige Menschen gibt in
Madagaskar, die nicht nur auf das Geld der Vazahas aus sind, sondern sich genau
so über eine Begegnung freuen, wie wir das machen.
Wochenendeausflug
Im Januar verbrachte
ich ein Wochenende in Andasibe. Werde dort auch noch einige Wochen im Mai
arbeiten können. Irgendwo in der Pampa, wo es wirklich nichts gibt. Weder Strom
noch fliessend Wasser. Freue mich riesig auf diese Erfahrung. Habe dort Kera kennengelernt. Sie ist
Deutsche, und macht eine Käferstudie (ich interessiere mich nun für Käfer! ;)
). War super spannend mit ihr und einem Guide durch den Dschungel zu kommen. Am
Abend landeten wir in sowas wie Ausgang. Das erste mal seit ich hier bin. Haha,
die Madagassen sind einen Kopf kleiner als wir Europäer und wenn wir zusammen
tanzen - ob Frauen oder Männer miteinander spielt hier keine Rolle – haben sie
den Kopf immer auf unserer Brusthöhe.
Neben ihnen sehen wir auch aus wie Bauarbeiter (gäll Jana ;))
Als ich am nächsten Tag zurück wollte, fuhr kein
Taxibrousse, also fragten wir kurzerhand in einem kleinen Laden nach, ob sie
nicht für ein bisschen Geld in die nächste Stadt fahren würden. Hihi, somit
begann für mich eine rasante Töfflifahrt – ein super Erlebnis.
Coiffeur
Meine neue Bekannte, Madame Claire ist Coiffeuse und sie hat
schon lange gequängelt, sie müsse mir dringend die Haare schneiden. Sie hatte
auch recht, wenn sei meinte, sie wären schon ganz kaputt. Zuversichtlich wie
ich bin, willigte ich ein und fragte, ob sie mir auch gleich Mash machen könne.
Natürlich, wann ich denn die Farbe kaufen würde? – haha, hier bringt der Kunde
die Farbe selber mit. Also befand ich mich irgendwann mit einer Packung
Bleichungsmittel bei ihr im Coiffeursalon. Sie legte sogleich loos und oh meine
Güte! War ich froh, war es schlussendlich nicht die gleiche Farbe, wie auf der
Packung abgebildet. Ich hätte ausgeschaut wie Calmy Rey. Und den Haarschnitt, ja den
hätte ich selber wohl auch noch hinbekommen. Sie hingegen war entzückt von
meiner neuen Frisur J
Weihnachten zum
100tsten und das im Februar
Diese Woche haben wir tatsächlich nochmals Weihnachten
gefeiert! Jedes Kind musste ein Geschenk mitbringen, schön eingepackt, wenn
kein Geschenkpapier vorhanden ist, dann nimmst du Zeitung. Anschliessend werden
Namen gezogen, Geschenke ausgetauscht und Küsse verteilt. Haha, es war zu
komisch und mein Geschenk ist das Beste!! J
Und dann gibt es da
noch die vielen kleinen Dinge, welche mich stolz und daher glücklich machen:
Habe das Gefühl, das Land langsam verstanden zu haben. Ich
freue mich riesig, wenn ich mittlerweile nicht nur einen schönen Tag wünschen
sondern auch noch über das Wetter plaudern kann. J
Oder auch Dinge wie das Einkaufen haben sich verändert. Unterdessen finde ich
das Handeln eigentlich noch lustig. Natürlich beginnen sie immer noch mit
immensen Preisen, dank meinem kleinen madagassischen Wortschatz (muss zugeben,
habe das lernen etwas vernachlässigt) kommen sie schon mal ein bisschen runter.
Ja, und dann tue ich einfach so, als wüsste ich bestens bescheid und so finden
wir uns ziemlich schnell wieder im Bereich der Madagassen. Schlussendlich
lachen sie und meinen: ah, du verstehst Madagaskar. Ja und weil mir diese Dinge
gelingen und weil ich es alleine schaffe, mich hier heimisch zu fühlen bin ich
stolz und zuversichtlich und überglücklich. J
Abschied nehmen
Ja, nun kommen einige Veränderungen auf mich zu. Freue mich,
dass kommendes Wochenende Päde und Bäschamä hier eintreffen, wir werden
gemeinsam eine Reise Richtung Süden machen. Anschliessend packe ich meine
Sachen hier in Tana zusammen und mache mich auf den Weg nach Nosy Varika, ein
kleines Städtchen an der Ostküste, das zur Zeit nur mit dem Schiff erreichbar
ist. Dort werde ich während einem Monat in einem Projekt für arme Mütter und
deren Kinder mithelfen. Also ich werde hauptsächlich in der Schule tätig sein.
Bin gespannt auf diese neue Herausforderung. Bin aber froh, dass ich mein
Zimmer hier in Tana behalten kann und somit immer zurück in mein „ZuHause“ kommen
kann.
Ja meine Lieben, ich hoffe, ich konnte euch durch diese
Zeilen auch die schönen Seiten Madagaskars näher bringen und euch zeigen wie unglaublich
zufrieden ich bin! Dieses Jahr hier ist das grösste Geschenk, das ich mir je
hätte machen können.
Ich schicke euch etwas *mora mora*, Sonnenschein und
Zufriedenheit.
Alles Liebe, Chrigi